25.04.2022 | Preisverleihung

Psychiatriegeschichte und Hirnforschung: Mannagetta-Preise für Medizin vergeben

Die Historikerin Elena Taddei erhält von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften den diesjährigen Mannagetta-Preis für die Geschichte der Medizin. Für ihre herausragenden Forschungsleistungen werden die Nachwuchsforschenden Gregor Gryglewski und Polina Kameneva mit dem Mannagetta-Förderpreis für Medizin ausgezeichnet.

© ÖAW/Elia Zilberberg

Er war ein moderner, politisch engagierter und selbstbewusster Landarzt im Tirol des 19. Jahrhunderts: Franz von Ottenthal. Die Historikerin Elena Taddei hat sich eingehend mit seiner Biografie befasst, den Werdegang des Arztes sowie sein sanitätspolitisches Engagement erforscht. Dabei liefert sie wesentliche Einblicke in das Arzt-Patient/innen-Verhältnis jener Zeit. Eine zentrale Rolle in ihrer Forschung spielt auch die Geschichte der Behandlung und Versorgung von psychisch kranken Menschen, für die sich Ottenthal nicht nur als Arzt, sondern auch im Rahmen seiner politischen Tätigkeit als Tiroler Landtagsabgeordneter einsetzte.

In Anerkennung ihrer Monographie „Franz von Ottenthal“ wird Elena Taddei vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck nun am 26. April 2022 mit dem Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für die Geschichte der Medizin ausgezeichnet. Der mit 7.000 Euro dotierte Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird an Wissenschaftler/innen bis 45 Jahre für herausragende Publikationen vergeben.

Neue Erkenntnisse in der Hirnforschung

Neben dem Preis für die Geschichte der Medizin vergibt die ÖAW auch einen mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis für junge Wissenschaftler/innen, deren Promotion nicht mehr als vier Jahre zurückliegt und die in der medizinischen Forschung tätig sind. Ausgezeichnet werden heuer zwei Forscher/innen: Der Neurowissenschaftler Gregor Gryglewski von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien erhält den Förderpreis für seine hervorragende Forschungsarbeit zur Transkriptom-basierten Parzellierung der Hirnrinde, um die regionale Anreicherung mit Gehirnerkrankungen assoziierter Gene zu untersuchen.

Und die Biochemikerin Polina Kameneva vom Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien wird für ihre herausragende Leistung auf dem Gebiet der Neuroimmunologie gewürdigt. Sie konnte zeigen, dass Neuroblastome Zellpopulationen enthalten, die den Entwicklungsstadien menschlicher Sympathoblasten, Brückenzellen und chromaffiner Zellen ähneln. Diese Erkenntnis eröffnet eine neue Sichtweise darauf, dass die peripheren Nerven eine einzigartige Nische für Stammzellen während der menschlichen Entwicklung und möglicherweise bei Krebs darstellen. 

Weitere Preisträger/innen

Mit dem Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für Medizin, dotiert mit 15.000 Euro, wurde die Molekularbiologin Joanna Loizou bereits 2021 ausgezeichnet. Neben dem Preis für Medizin vergab die ÖAW im letzten Jahr auch den mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis für junge Wissenschaftler/innen an den Neurowissenschaftler René Seiger, Medizinische Universität Wien, und den Biochemiker David Merle von der Medizinischen Universität Graz. Und die Historikerin Sabine Jesner von der Universität Graz erhielt im Vorjahr den mit 7.000 Euro dotierten Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für die Geschichte der Medizin. Die feierliche Übergabe der Preise an die Preisträger/innen findet coronabedingt erst heuer statt.

Geschichte der Preise

Die Namen der Preise gehen auf Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta (1592–1666) zurück. Der Mediziner promovierte in Padua und war dann mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät bzw. Rektor der Universität Wien. Zudem verfasste er eine Pestordnung und war Leibarzt von Ferdinand II., Ferdinand III. sowie Leopold I. Sein Grab befindet sich im Wiener Stephansdom. Im Jahre 1661 richtete er eine Stiftung ein, die bis heute besteht. Die Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Stiftung unterstützt die ÖAW bei der Finanzierung von Preisen in der Medizin sowie Stipendien in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.

 

Auf einen Blick

Preisverleihung

Die Verleihung der Johann Ritter von Mannagetta-Preise findet am 26. April 2022 um 17 Uhr an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) statt (Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien).
Alle Infos zur Veranstaltung und zu den Preisträger/innen finden sich in der Preisbroschüre der ÖAW.

Preisbroschüre