Philosoph Konrad Paul Liessmann erhält höchsten Preis der ÖAW
11.03.2025
Jedes Jahr vergibt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ihre renommiertesten Auszeichnungen an herausragende Forschende. Mit einem Preisgeld von je 15.000 Euro gehören der Wilhelm Hartel-Preis, der Erwin Schrödinger-Preis und der Elisabeth Lutz-Preis zu den höchsten wissenschaftlichen Ehrungen des Landes. Die feierliche Verleihung findet am 12. März 2025 im Festsaal der Akademie in Wien statt.
Bildungsphilosoph und wortmächtiger Intellektueller
Der Wilhelm Hartel-Preis wird an Konrad Paul Liessmann verliehen. Der Philosoph und emeritierte Professor an der Universität Wien wird für seine herausragenden Forschungen zur Bildungsphilosophie und seine Vermittlung philosophischer Themen in der Öffentlichkeit geehrt. Seit Jahrzehnten prägt er als renommierter Wissenschaftler und wortmächtiger Intellektueller die öffentliche Debatte zu Bildung, Ethik und Ästhetik.
Als Leiter des Philosophicums Lech identifiziert Liessmann aktuelle philosophische und gesellschaftliche Entwicklungen und interpretiert Krisenphänomene neu. Seine Arbeiten zur Ästhetik, darunter Werke zur modernen Kunst und Schönheit, setzen Impulse über Fachgrenzen hinaus. Besonders bekannt ist seine Bildungstrilogie („Theorie der Unbildung“, „Geisterstunde“, „Bildung als Provokation“), in der er sich kritisch mit der Zweckorientierung des Bildungssystems auseinandersetzt.
Gene, Quanten und Herzinsuffizienz
Daniel Gerlich, Gruppenleiter am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW, wird für seine wissenschaftlichen Leistungen im Bereich Chromosomenbiologie, insbesondere für seine Beiträge zum Verständnis der Zellteilung und der Chromatinstruktur, mit dem Erwin Schrödinger-Preis ausgezeichnet.
Zu gleichen Teilen wird der Erwin Schrödinger-Preis auch verliehen an Hans Jürgen Briegel, Professor an der Universität Innsbruck. Er wird für seine Forschungsleistungen im Bereich Quanteninformation und Quantencomputing (QIC), insbesondere zur Theorie und Anwendung messungsbasierter Quantencomputer sowie der Entwicklung physikalischer Modelle für autonome und lernfähige Agenten, ausgezeichnet.
Der diesjährige Elisabeth Lutz-Preis geht an Mahmoud Abdellatif, Assistenzprofessor an der MedUni Graz, der für seine Forschungen zur Korrelation von Alterung, Bluthochdruck und metabolischem Syndrom und deren Beitrag zur Herzinsuffizienz ausgezeichnet wird.
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Es ist der Akademie ein wichtiges Anliegen, ausgezeichnete Forschende aus den unterschiedlichen Disziplinen vor den Vorhang zu holen und ihre großartigen Leistungen zu würdigen. Mit der Vergabe der hohen Auszeichnungen an den Geisteswissenschaftler Liessmann und die Naturwissenschaftler Gerlich, Briegel und Abdellatif honorieren wir jene Forschenden, die zu den Besten in ihren Fächern gehören. Ich gratuliere allen Preisträgern sehr herzlich.“
Hintergrund: Höchste Preise der ÖAW
Der Wilhelm Hartel-Preis würdigt herausragende Forschungen in den Geisteswissenschaften, der Erwin Schrödinger-Preis exzellente Leistungen in der Naturwissenschaft. Der Elisabeth Lutz-Preis fördert innovative Grundlagenforschung in den Life Sciences.
Weitere Preisträger:innen
Neben diesen Hauptpreisen werden auch herausragende Leistungen in verschiedenen Disziplinen gewürdigt. Olivia Ramble erhält den Edward Zakarian-Preis für ihre Arbeit zur sasanidischen Schriftkultur. Der Gustav Figdor-Preis geht an Laura Gianvittorio-Ungar für ihre Forschung zu Aischylos’ Poetik sowie an Alice Vadrot für ihre Studien zur Umweltpolitik. Mit dem Richard Georg Plaschka-Preis wird Matthias Kaltenbrunner für seine Monographien zu NS-Herrschaft, Migration und Gulag geehrt.
Markus Gneiß erhält den Jubiläumspreis des Böhlau Verlags Wien für seine Forschung zur mittelalterlichen Klientel der Kuenringer. Der Roland Atefie-Preis geht an Magdalena Kraler für ihre Analyse frühmoderner Yogapraxis sowie an Elisabeth Widmer für ihre Studien zum linken Neukantianismus. Der Dissertationspreis für Migrationsforschung wird Julia Anna Tyll-Schranz für ihre Untersuchung jugoslawischer Migrant:innen in Wien verliehen.
Stefan Prohazka erhält den Hans und Walter Thirring-Preis für seine Arbeiten zu Raum-Zeit-Symmetrien. Mit dem Edmund und Rosa Hlawka-Preis werden Harald Grobner für seine Forschung zu automorphen Formen und Clemens Müllner für seine Beiträge zur analytischen Zahlentheorie geehrt. Der Preis für Paläobiologie geht an Matthias Kranner für seine Rekonstruktion mariner Ökosysteme, während Sumea Klokic mit dem Karl Schlögl-Preis für ihre Dissertation zu Metallorganischen Gerüststrukturen ausgezeichnet wird.