03.07.2020 | Hohe Auszeichnung

Peter Štih ist neuer Akademie-Präsident in Slowenien

Die ÖAW gratuliert ihrem Mitglied zur Ernennung zum neuen Präsidenten der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Porträtfoto von Peter Štih
© Voranc Vogel/Delo

Seine Bibliographie umfasst mehr als fünfhundertzwanzig Titel, darunter mehrere Monographien, die neben slowenisch auch auf deutsch, italienisch und kroatisch publiziert wurden – seit mehr als vierzig Jahren hat sich Peter Štih der historischen Grundlagenforschung und der Vermittlung ihrer Erkenntnisse verschrieben. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen wurde das Auslands-Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) nun zum Präsidenten der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (SAZU) ernannt. Die SAZU, die ihren Sitz in Ljubljana hat, wurde 1938 gegründet und ist die renommierteste Kultur- und Forschungseinrichtung des Landes.

Slowenische Geschichtsschreibung geprägt

Peter Štih, geboren 1960 in Ljubljana, studierte Geschichte an der Universität von Ljubljana. 1989 wechselte er an das Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien, wo er seit 1991 Mitglied ist. Zurück in Ljubljana promovierte er 1992, habilitierte sich 1993 und wurde Dozent für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften an der philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana. Seit 2004 ist er dort Professor.

Im Zuge seiner wissenschaftlichen Laufbahn erwarb er mit Forschungsarbeiten zur mittelalterliche Geschichte große Anerkennung. Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehören die Ethnogenese der Slowenen nach der slawischen Besiedlung der Ostalpen, frühmittelalterliche Staatsformen in den Ostalpen (Karantanien, Krain), die Geschichte des Adels und die Entstehung der slowenischen Länder.

In jüngster Vergangenheit hat er sich insbesondere mit historischen Stereotypen und Mythen befasst und ist betont gegen eine Nationalisierung der Geschichte eingetreten. Insgesamt hat seine Forschung die etablierte Sichtweise des slowenischen Mittelalters erheblich geprägt. Diese Leistung kommt vor allem im von ihm mitherausgegebenen dreiteiligen Kompendium „Slowenische Geschichte - Gesellschaft - Politik - Kultur" umfassend zum Tragen. Darin wird ein beeindruckender geschichtlicher Bogen des slowenischen Siedlungsraumes von der Altsteinzeit bzw. dem Paläolithikum vor rund 250.000 Jahren bis zum EU-Beitritt Sloweniens im Jahr 2004 gespannt.

Internationale Anerkennung

Dutzende Symposien im In- und Ausland sowie zahlreiche Veröffentlichungen von Beiträgen, Diskussionen und Monographien in Italien, Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn, Kroatien und den Niederlanden belegen die internationale Wirkung seiner Arbeit. Auch die publizistische Arbeit von Peter Štih im Bereich der Geschichte ist umfangreich. Seit 2000 ist er Herausgeber von Zgodovinski časopis / Historical Review, der bedeutendsten slowenischen historischen Zeitschrift.

Der Historiker ist seit 2007 assoziiertes Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste, seit 2015 ist er Vollmitglied. Bereits 2008 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der ÖAW im Ausland gewählt.