12.05.2023

ÖAW: Zeilinger-Festvortrag bei Feierlicher Sitzung

Der Nobelpreisträger plädiert für eine offene Forschungsförderung, ÖAW-Präsident Faßmann für eine langfristige wachstumsorientierte Finanzsicherheit. Wissenschaftsminister Polaschek betont den Wert anwendungsoffener Grundlagenforschung.

Der Physik-Nobelpreisträger und ehemalige ÖAW-Präsident Anton Zeilinger bei der Feierlichen Sitzung der ÖAW 2023. © Belle & Sasse/ÖAW

Führende Vertreter:innen der österreichischen Forschungslandschaft fanden sich am Freitag im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu ihrer jährlichen Feierlichen Sitzung ein. Erstmals eröffnete der seit knapp einem Jahr amtierende ÖAW-Präsident Heinz Faßmann die Veranstaltung. Er nahm auf die inflationsbedingt angespannte Situation für die heimische Wissenschaft Bezug: „Die ÖAW hat in diesem Akademiejahr eine Reihe von großartigen Forschungserfolgen vorzuweisen. Unbestrittener Höhepunkt war die Verleihung des Nobelpreises an meinen Vorgänger Anton Zeilinger. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Wissenschaft und Forschung, wie andere Lebensbereiche, aufgrund der Teuerung unter Druck stehen. Umso wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Zielsetzung einer langfristigen wachstumsorientierten Finanzierungssicherheit im Forschungsfinanzierungsgesetz. Investitionen in die Forschung sind Investitionen in die Zukunft. Bei einem Zickzack-Kurs in der Finanzierung verlieren alle.“  

Hochkarätige Festreden 

Bemerkenswerte Festreden hielten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der auch Schirmherr der ÖAW ist, und Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Van der Bellen sprach über neue Herausforderungen an die Wissenschaft und Wahrheitssuche, zum Beispiel durch künstliche Intelligenz - und zwar mit einer Rede, die zum Teil von ChatGPT verfasst wurde.

Wissenschaftsminister Polaschek sagte: „Immanent für die Grundlagenforschung ist die Gewinnung neuer Erkenntnisse sowie die Pionierarbeit bei der Beforschung neuer Themengebiete. Grundlagenforschung schafft die Basis für anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung. Umso wichtiger sind möglichst offene Förderprogramme, denn die großen Innovationen von morgen sind uns heute noch nicht bekannt. Wir müssen jedoch die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Forschende schaffen, um diese zu entwickeln. Darüber hinaus müssen wir Wissenschaft und Forschung noch stärker kommunizieren, um Vertrauen zurückzugewinnen und den gesellschaftlichen Wert sichtbarer zu machen.“ 

Wissenschaft in Österreich 

Höhepunkt der Veranstaltung: Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger kehrte an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Der ehemalige Akademie-Präsident, der heute noch an der ÖAW forscht, hielt seinen Festvortrag zum Thema „Wissenschaft in Österreich“. Er teilte persönliche Erlebnisse und Erfahrungen als Quantenphysiker und Wissenschaftsmanager. „Für die Forschung, die zum Nobelpreis führte, war es entscheidend, dass ich Ziele verfolgen konnte, für die keinerlei Anwendung in Sicht war; wo das Ziel selbst nicht klar war und ich nicht einmal angeben konnte, wie ich das Ziel erreichen kann“, so Zeilinger. „Die Forschungsförderung sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene sollte daher einen großen Teil ihrer Förderungen für Projekte vorsehen, bei denen nicht vor Beginn bereits definiert werden muss, welchen Nutzen und welche möglichen Anwendungen es in Hinblick auf Forschungsfragen geben wird. Diese Projekte sollten auch offen in der wissenschaftlichen Methodik und in der Definition der Ziele sein. Es sollten nur die wissenschaftliche Neugier zählen und die Offenheit für Überraschungen.“ 

Im Festsaal der Akademie fanden sich rund 300 hochkarätige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Justiz ein sowie Präsident:innen und Rektor:innen von Forschungseinrichtungen und Universitäten. Auch zahlreiche Vertreter:innen von ausländischen Wissenschaftsakademien besuchten die Feierliche Sitzung. Präsident Faßmann begrüßte außerdem die 31 neu gewählten Mitglieder der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.


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Auf einen Blick

Nobelpreisträger Anton Zeilinger

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