31.10.2022 | Science Care

ÖAW startet Anlaufstelle für angefeindete Wissenschaftler:innen

Forschende der ÖAW, die aufgrund von Auftritten in den Medien mit Hassbotschaften konfrontiert sind, können sich jetzt für Hilfestellungen an eine eigens eingerichtete Plattform der Akademie wenden.

Unterstützung bei Anfeindungen, Hassbotschaften oder Drohungen finden ÖAW-Forschende auf einer nun eingerichteten Plattform. © AdobeStock/Drazen

Zwei Drittel der Ärzte und Wissenschaftler:innen, die sich öffentlich zum Thema Corona geäußert haben, erhielten Hassbotschaften. Das ist das Ergebnis einer internationalen Umfrage unter rund 300 Mediziner:innen und Forscher:innen, die das Fachjournal Nature 2021 veröffentlicht hat. Fast ein Viertel der Befragten erhielt sogar Gewaltandrohungen.

Auch in Österreich sehen sich seit Beginn der Pandemie zahlreiche Wissenschaftler:innen nach ihren Medienauftritten mit Hassbotschaften konfrontiert. Das betrifft nicht nur die Coronathematik. Wissenschaftler:innen, die in anderen Forschungsgebieten wie Klima, Migration oder Gentechnologie tätig sind, werden ebenfalls angegriffen.

HILFE UND BERATUNG BEI HASSBOTSCHAFTEN

Bislang wussten viele Forscher:innen nicht, wohin sie sich wenden sollten, wenn sie Drohungen oder Beschimpfungen erhielten. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sieht daher Handlungsbedarf und richtet mit 31. Oktober 2022 die erste Anlaufstelle für angefeindete Wissenschaftler:innen ein, in einem ersten Schritt für Wissenschaftler:innen der ÖAW.

Auf der internen Plattform Science Care werden Hilfestellungen zu medialer Krisenkommunikation, vor allem bei Angriffen in sozialen Medien, gegeben als auch Beratung zu rechtlichen Fragen, internationale Expertise bei Angriffen im Ausland, sowie psychologische Hilfestellungen.

Mit der Evaluierung der Plattform wird sich nach einigen Monaten Laufzeit ein Runder Tisch mit Betroffenen und Expert:innen auseinandersetzen. Dann ist in einem zweiten Schritt auch an eine Ausweitung von Science Care für Forscher:innen anderer wissenschaftlicher Einrichtungen geplant.

NIEMANDEN ALLEINE LASSEN

„Wir müssen unseren Kolleginnen und Kollegen zur Seite stehen“, bekräftigt ÖAW-Präsident Heinz Faßmann und erklärt: „Wir erwarten einerseits von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dass sie neben Forschung und Lehre Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung leisten. Dabei erleben sie oft vehementen Widerstand, hasserfüllte Mails und Nachrichten in den sozialen Medien. Bei Kolleginnen sind leider sehr oft auch sexistische Kommentare darunter. Ich halte es für wesentlich, dass die Österreichische Akademie der Wissenschaften hier Verantwortung übernimmt und Hilfe leistet.“

Konkret ginge es darum, wie man mit Hass umgeht und auf Drohbotschaften reagiert, denn: „Diese Dinge lernt man nicht im Studium“, so Faßmann, der ergänzt: „Wir bieten nun ein niederschwelliges Hilfsangebot für angefeindete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und nennen es Science Care. Wir wollen damit ausdrücken, dass wir uns kümmern und in so einer Situation niemanden allein lassen.“

 

AUF EINEN BLICK

Wissenschaftler:innen der ÖAW finden die Plattform Science Care als erste Anlaufstelle im Intranet der Akademie.

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