Zurück
AuszeichnungenBader-Preis & Lieben Preis

ÖAW-Preise für zwei herausragende Wissenschaftlerinnen

Sophie Morawitz erhält den Bader-Preis für ihre kunsthistorische Dissertation über die Stadtpfarrkirche Steyr, Edit Mátyus wird für ihre Arbeiten in der theoretischen Chemie mit dem Ignaz L. Lieben-Preis ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 36.000 Dollar dotiert und werden am 14. Mai an der Akademie überreicht.

12.05.2025
© ÖAW/Ludwig Schedl

Zwei exzellente Forscherinnen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Preisverleihung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW): Sophie Morawitz wird mit dem Bader-Preis für Kunstgeschichte ausgezeichnet, Edit Mátyus erhält den Ignaz L. Lieben-Preis. Beide leisten mit ihren Arbeiten wegweisende Beiträge in ihren jeweiligen Disziplinen – von spätmittelalterlicher Glasmalerei bis hin zur molekularen Quantenelektrodynamik.

Glasmalerei neu gelesen

Die Kunsthistorikerin Sophie Morawitz (Universität Wien) widmet sich in ihrer Dissertation einem bislang wenig beachteten Medium der frühneuzeitlichen Kunst: der Glasmalerei. Im Zentrum ihrer Forschung steht die Stadtpfarrkirche St. Ägidius und Koloman in Steyr. Ihre Arbeit rekonstruiert nicht nur den weitgehend verlorenen Glasmalereibestand aus den 1520er-Jahren, sondern beleuchtet auch dessen liturgische und gesellschaftliche Nutzung im Kirchenraum. Damit öffnet sie neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Raum, Objekt und sozialem Handeln in der Sakralkunst des 16. Jahrhunderts.

Der mit 36.000 US-Dollar dotierte Bader-Preis wird an junge österreichische Kunsthistoriker:innen vergeben, die sich mit Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1850 beschäftigen. Sophie Morawitz’ Projekt wird zudem durch ein DOC-Stipendium der ÖAW gefördert.

Quantenmechanik mit Präzision

Edit Mátyus (Eötvös Loránd University, Budapest) wird für ihre wegweisenden Beiträge zur theoretischen Chemie ausgezeichnet, insbesondere für ihre Arbeiten zur molekularen Quantenelektrodynamik. Sie entwickelt hochpräzise Modelle zur Beschreibung molekularer Quantenzustände, um molekulare Quantenzustände über Elektronen- und Kernbewegungen hinaus zu erfassen. Ihre Forschung ermöglicht exakte Berechnungen auch unter Berücksichtigung relativistischer und quantenelektrodynamischer Effekte und liefert damit wichtige Grundlagen für Anwendungen in der Spektroskopie, Quantenchemie und molekularen Astrophysik.

Der mit 36.000 US-Dollar dotierte Ignaz L. Lieben-Preis würdigt jedes Jahr herausragende Forschungsleistungen junger Wissenschaftler:innen unter 40 Jahren aus Österreich sowie aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Prämiert werden exzellente Arbeiten in den Fachbereichen Molekularbiologie, Chemie und Physik.

Über den Ignaz L. Lieben- und den Bader-Preis

Der Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde 1863 gestiftet und ist nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Zu den prominenten Preisträger:innen zählen bedeutende Wissenschaftspersönlichkeiten wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner sowie die späteren Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi.
 
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1938 musste die Preisvergabe eingestellt werden: Die Familie Lieben wurde enteignet und vertrieben. Heinrich Lieben, der 1937 den letzten Stifterbrief unterzeichnet hatte, wurde 1945 im Konzentrationslager Buchenwald von den Nationalsozialisten ermordet.
 
Der Chemiker und Kunstmäzen Alfred Bader, 1924 in Wien geboren, musste 1938 selbst im Rahmen eines Kindertransports vor dem NS-Regime nach England fliehen. Gemeinsam mit seiner Frau Isabel Bader ermöglichte er die Wiederaufnahme der Preisvergabe. Seit 2004 wird der Ignaz L. Lieben-Preis wieder regelmäßig verliehen – dank ihres großzügigen Engagements.

 

Auf einen Blick

Stipendien & Preise der ÖAW