03.09.2020

NEUE ERC STARTING GRANTS GEHEN AN ZWEI ÖAW-FORSCHER

Teilchenphysiker Gianluca Inguglia und Historiker Ovidiu-Victor Olar werden mit je einem Starting Grant des Europäischen Forschungsrates ERC ausgezeichnet. Forscher/innen der ÖAW konnten damit insgesamt bereits 56 hochrangige europäische Forschungspreise nach Österreich holen.

Europa-Flagge © Unsplash/Markus Spiske
© Unsplash/Markus Spiske

Zwei Wissenschaftler der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wurden in der aktuellen Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) für ihre herausragenden Forschungsideen ausgezeichnet: Teilchenphysiker Gianluca Inguglia vom Institut für Hochenergiephysik der ÖAW und Historiker Ovidiu-Victor Olar vom Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der ÖAW.

Von Leptonen und Dunkler Materie

Mit seinem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Starting Grant erforscht Gianluca Inguglia die elementaren Bausteine der Materie: Leptonen. Zwar ist das Standardmodell der Teilchenphysik, also der theoretische Rahmen, der fundamentale Wechselwirkungen und Bestandteile der Materie beschreibt, sehr erfolgreich bei der Vorhersage von Phänomenen. Dennoch häuften sich zuletzt die Abweichungen. Weltweit berichten Forscher/innen von Anomalien, die unter anderem bei den Eigenschaften von Leptonen und B-Mesonen beobachtet wurden.

Um diese Widersprüche näher zu ergründen, werden Inguglia und sein Team im Projekt „InterLeptons“ Daten analysieren, die der Belle-II-Detektor am japanischen Teilchenbeschleuniger Super-KEKB sammelt. „Wir erwarten, dass die Ergebnisse zur Lösung der Widersprüche im Standardmodell der Teilchenphysik beitragen. Sie könnten wichtige Erkenntnisse für unser Verständnis des Universums als Ganzes bringen“, sagt Inguglia.

Die Reformen der Frühen Neuzeit in der orthodoxen Welt

Ovidiu-Victor Olar will mit seinem mit 1,2 Millionen Euro dotierten Starting Grant eine Lücke in der Erforschung der religiösen Reformen der Frühen Neuzeit in Ost- und Südosteuropa schließen. Mitte des 17. Jahrhunderts strebte der damalige russische Patriarch Nikon eine Neuordnung des Verhältnisses zwischen orthodoxer Kirche und weltlichen Herrschern an. Teile der Kirche wehrten sich gegen seine Reformideen und sahen „den wahren Glauben“ in Gefahr.

Den Folgen der reformistischen Vorstöße Ost- und Südosteuropas geht Olar in seinem Forschungsprojekt nach. Er untersucht dabei bisher unveröffentlichte Texte in Repositorien aus Griechenland, Italien, den Niederlanden, Rumänien und Russland. „Die Forschungen widmen sich einigen der Schlüsselthemen der religiösen, institutionellen und kulturellen Geschichte der Frühen Neuzeit: der Beziehung zwischen Kirche und Staat sowie den Spannungen zwischen Tradition und Innovation“, erläutert Olar.

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56 ERC Grants an ÖAW

Mit den zwei neuen Starting Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher/innen insgesamt vergebenen Preise des ERC auf 51 ERC Grants und 5 Proof of Concept Grants. An weiteren 10 ERC Grants war die Akademie maßgeblich beteiligt.

Insgesamt konnte die ÖAW bereits 85 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich holen. Die Akademie zählt bei der Zuerkennung der europäischen Forschungsförderpreise damit zu den erfolgreichsten Forschungseinrichtungen Österreichs.

 

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Sven Hartwig
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