22.11.2022 | Forschungspreise

Neue ERC Starting Grants gehen an vier ÖAW-Forschende

Für ihre herausragenden Forschungsvorhaben werden Alexandra Rodler, Rafal Stepien, Joanna Jachowicz und Kelly Swarts mit Starting Grants des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet. Damit werben sie rund 6,8 Mio. Euro für die Grundlagenforschung in Österreich ein.

Bild eines prachtvoll bunten Wandgemäldes aus Pompeji
Farben der Antike - damit befasst sich eines der mit einem neuen ERC Starting Grant geförderten Forschungsprojekte an der ÖAW. © AdobeStock

Mit der Geologin Alexandra Rodler, dem Philosophen Rafal Stepien, der Zellforscherin Joanna Jachowicz und der Pflanzenbiologin Kelly Swarts werden in diesem Jahr gleich vier Wissenschaftler:innen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für ihre innovativen Forschungsprojekte mit einem Starting Grant des European Research Council (ERC) ausgezeichnet.
 
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Die ERC Starting Grants zeichnen exzellente Projekte der Grundlagenforschung aus. Vier Wissenschaftlter:innen der ÖAW konnten so beträchtliche Drittmittel für ihre Forschungsvorhaben einwerben, die die große Bandbreite der Akademie abbilden. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihre Arbeiten.“
 
In den kommenden Jahren werden sie mit der hochdotierten Förderung an Instituten der ÖAW die Herkunft der Pigmentrohstoffe ergründen, die Lehren der chinesisch-buddhistischen Philosophenschule Sanlun durchleuchten sowie darüber forschen, welche Rolle das „dunkle“ Genom in der frühen Säugetierentwicklung spielt und was Baumjahresringe über das Klima aussagen können.

Archäometrie der Farben

Wie die Gegenwart war auch die antike Welt von Farben fasziniert. Schon früh manipulierten die Menschen natürliche Materialien, um sie als Pigmente zu verwenden. Doch woher stammten die kostbaren Rohstoffe? Wie war die Farbwahl mit anderen Orten verbunden? Alexandra Rodler will mit ihrem mit 2,3 Millionen Euro dotierten Starting Grant eine Lücke in der Analyse der Rohstoffherkunft und Produktionstechnologie von Pigmenten schließen.
 
Dabei entwickelt die Geologin vom Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW einen neuen Ansatz, um den kulturellen und technologischen Wandel an wichtigen Knotenpunkten der Pigmentindustrie aufzuzeigen: Im Rahmen des Forschungsprojekts soll eine Referenzdatenbank entstehen sowie ein Instrumentarium zur Analyse von Pigmenten, die in der griechisch-römischen Welt räumlich und zeitlich weit verbreitet waren.

Chinesisch-buddhistische Philosophenschule

Ist es ethisch, zu glauben? Mit seinem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Starting Grant wird Rafal Stepien dieser Frage nachgehen. Am Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens der ÖAW wird er auf der Basis originalsprachiger Quellen die bisher weitgehend unerforschte Beziehung zwischen Glaube und ethischem Handeln anhand der Lehren der chinesisch-buddhistischen Sanlun-Schule rekonstruieren.
 
Stepien betrachtet die Lehren dieser Schule dabei nicht als historische Artefakte, sondern als aufschlussreiche Beiträge zu aktuellen philosophischen Problemen – und das aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive. Zudem wird er die erste umfassende Darstellung des Sanlun in einer westlichen Sprache erarbeiten.

Dunkles Genom in der frühen Säugetierentwicklung

Die Bedeutung der „dunklen“ Teile des Genoms bei frühen Entwicklungsübergängen zu ergründen, ist das Forschungsanliegen von Joanna Jachowicz am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW. Noch ist unklar, welche Rolle das „dunkle“ Genom spielt, wenn Embryonalzellen sich entscheiden, ob sie entweder Teil der Plazenta oder des zukünftigen Körpers werden.
 
Mit ihrem aktuellen ERC Starting Grant, dotiert mit 1,5 Millionen, wird Jachowicz das Zellschicksal in den frühesten Entwicklungsstadien beleuchten und die Wechselbeziehung zwischen der 3D-Genomorganisation und dem Transkriptom während der frühen Entwicklung untersuchen. Ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Reproduktionsmedizin und der Stammzellenforschung.

Genomforschung an Baumringen

Kelly Swarts, Gruppenleiterin am GMI – Gregor Mendel Institut der ÖAW und den Max Perutz Labs, wird mit ihren 1,5 Millionen an EU-Mitteln erforschen, wie sich Waldbäume in Zeiten des Klimawandels an ihre sich verändernde Umwelt anpassen.
 
Aus den Jahresringen lässt sich die genetische Anpassung der Bäume an das Klima vergangener Epochen rekonstruieren. Swarts wird die Messungen des jährlichen Wachstums in Verbindung mit genetischen Variationen und historischen Umweltdaten von Wetterstationen, Satelliten und historischen Aufzeichnungen nutzen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse werden in Programme der Wiederaufforstung einfließen.

Erfolgreiche ÖAW-Forscher:innen

Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher/innen vergebenen Preise auf 71 ERC Grants und 7 Proof of Concept Grants. Beteiligt war die ÖAW ferner an weiteren 18 ERC Grants.

 

Auf einen Blick
 

ERC-Grants an der ÖAW