05.01.2022

KLIMAWANDEL, DIGITALISIERUNG, PFLEGENOTSTAND, BÜRGERRECHTE: VIER NEUE ÖAW-STIPENDIEN FÜR WISSENSCHAFTSJOURNALISMUS VERGEBEN

Bereits zum dritten Mal fördert die Österreichische Akademie der Wissenschaften besonders innovative Projekte von Wissenschaftsjournalist/innen mit einem Stipendium. Die Journalistinnen Janima Nam, Marlene Erhart, Anna Goldenberg und Tina Goebel konnten die Auswahljury mit ihren Einreichungen überzeugen.

Die ÖAW hat vier weitere Stipendien für Wissenschaftsjournalismus vergeben. © Shutterstock
Die ÖAW hat vier weitere Stipendien für Wissenschaftsjournalismus vergeben. © Shutterstock

Sie klären auf und ordnen ein – über den Klimawandel, medizinischen Fortschritt, Künstliche Intelligenz oder über die Pandemie: Wissenschaftsjournalist/innen vermitteln nicht nur neue Forschungsergebnisse, sie machen Entwicklungen begreiflich und suchen nach Evidenz. Wie wichtig der Faktencheck durch unabhängigen Wissenschaftsjournalismus geworden ist und welche Folgen es haben kann, wenn sorgfältige Recherche nicht mehr gehört wird, zeigt sich gegenwärtig anhand der Flut an Fake News und Verschwörungsmythen rund um die Coronakrise.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) will die Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus in Österreich mit einem eigenen Stipendienprogramm betonen. Das „Stipendium Forschung & Journalismus“ fördert seit 2019 Journalist/innen darin, fundiert und ohne Zeitdruck über Wissen und Wissenschaft zu berichten. Die vier erfolgreichen Stipendiatinnen der aktuellen Ausschreibung sind die Journalistinnen Janima Nam, Marlene Erhart, Anna Goldenberg und Tina Goebel.

Schwarzer Chemiker und Bürgerrechtler im Wien der 1920er

Lange vor der #BlackLivesMatter-Bewegung engagierte sich Percy Julian, Enkelkind von Sklav/innen aus Alabama, für die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Er war ein hochbegabter Chemiker, erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet der Naturstoffchemie und kam 1929 – nachdem ihm an der Harvard University aus rassistischen Gründen eine Anstellung verwehrt wurde – mit einem Stipendium nach Wien, um hier zu promovieren. Die freie Journalistin Janima Nam widmet sich der eindrucksvollen Geschichte des späteren Bürgerrechtlers und porträtiert sein Leben im Wien der Zwischenkriegszeit.

Wer sich um die Familien rumänischer Pflegerinnen kümmert

Mit den übersehenen Lücken, die der Bedarf an billigen Arbeitskräften in der Heimpflege in Familien und Ländern hinterlässt, befasst sich Marlene Erhart. Der Großteil der Pfleger/innen, die heute für ältere Menschen in österreichischen Haushalten sorgen, kommen aus Rumänien. Dorthin führt auch die Recherche der Journalistin. Mehr als 90 Prozent der rumänischen Pfeger/innen sind Frauen, die oftmals selbst schulpflichtige Kinder oder hochbetagte Eltern zuhause haben – um die sich wiederum Pflegekräfte aus Moldawien oder den Philippinen kümmern. „Weltweit hat diese Situation globale Sorgeketten entstehen lassen“, schreibt Marlene Erhart, mit bislang wenig beachteten Folgen für die Betroffenen.

Pressebilder der Stipendiatinnen


Klimawandel: Was jetzt zu tun ist

Unter dem Titel „Die Klima-Tina unterwegs“ setzt sich Tina Goebel mit einer der größten Bedrohungen der Menschheit auseinander: der Klimakrise. Der Komplexität gerecht werden, und dabei die Zusammenhänge verständlich und fundiert aufbereiten, ist ihr Anliegen. „Für viele Menschen ist das Thema abstrakt und nicht greifbar“, sagt Goebel. In kurzen Video-Reportagestorys, im Influencer- und YouTuber-Stil vermittelt, möchte sie zeigen, wie der menschengemachte Klimawandel bereits vor unserer Haustüre die Umwelt verändert hat. Dazu wird sie mit Menschen vor Ort und Wissenschaftler/innen sprechen.

Digitalisierung und wie sie junge Menschen prägt

Nicht gut genug. Diesen Eindruck vermitteln die Fotos auf Instagram jungen Frauen. Wie die perfekte Inszenierung auf Social Media dem Körperbild junger Nutzerinnen schadet, hat kürzlich eine Studie belegt, die von Facebook längere Zeit unter Verschluss gehalten wurde. Was genau macht die Digitalisierung mit Kindern und Teenager/innen? Diese Frage stellt Anna Goldenberg und untersucht aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wie der Digitalisierungsschub in der Schule, im Sozialverhalten und in der Wahrnehmung der Wissenschaft einzuordnen ist. „Die vorhandene Berichterstattung neigt zu undifferenzierten Panikmeldungen“, so Goldenberg. Dem möchte sie mit ihrer Recherche entgegenwirken.

Die Auswahl der vier Stipendiatinnen erfolgte durch eine Jury aus Vertreter/innen der ÖAW, vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ), Presseclub Concordia sowie den Wissenschaftsredaktionen von APA und Ö1. Die Stipendien sind jeweils mit 4.000 Euro dotiert und laufen zwei Monate lang.


VIDEOS DER STIPENDIATINNEN

 

Rückfragehinweis

Sven Hartwig
Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at