04.05.2023

Kinderwunsch: Pandemie änderte Familienplanung in Österreich kaum

Nach dem ersten Frühjahrs-Lockdown erwarteten viele einen durch die Pandemie ausgelösten Babyboom. Es kam bekanntlich anders. Wie sich Corona auf die Familienplanung im Land ausgewirkt hat, hat nun eine aktuelle Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhoben. Das Ergebnis: Fast alle Befragten wollen an ihren Familienplänen festhalten. Frauen verringerten ihren Kinderwunsch tendenziell aber häufiger als Männer.

Ein von hinten fotografiertes Paar geht Hand in Hand einen Weg entlang und hält kleine Babyschuhe
© Adobe Stock

War die Pandemie genau der richtige Zeitpunkt um ein Kind in die Welt zu setzen – oder der völlig falsche? Während viele nach dem ersten Lockdown einen Babyboom prophezeiten, blieb die Zahl der Geburten in den meisten mitteleuropäischen Ländern weitgehend stabil. Aber: Inwiefern hat Corona die Menschen in Österreich in der mittel- und langfristigen Familienplanung verunsichert? Dieser Frage geht eine aktuelle Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) nach, die jetzt im Journal Population and Development Review publiziert wurde.

Pandemie hat bescheidene Auswirkungen aufs Kinderkriegen

Basierend auf dem österreichischen Mikrozensus, der größten regelmäßig durchgeführten Erhebung in Österreich, untersuchten Forscher:innen vom Institut für Demographie der ÖAW den selbst eingeschätzten Einfluss der Pandemie auf die Familienplanung bei Frauen im Alter von 20-45 Jahren und Männern im Alter von 20-50 Jahren. Anhand einer repräsentativen Umfrage, durchgeführt im Herbst 2021, ging der Blick insbesondere auf jene, die ihre Familienplanung vor der Pandemie  noch nicht abgeschlossen hatten.
 
Mit dem Ergebnis: Nur wenige haben ihre Familienplanung aufgrund der Pandemie geändert. Für 92 Prozent der Befragten ist Covid-19 kein Grund gewesen, das Kinderkriegen zu überdenken. Rund sechs Prozent wollen allerdings weniger oder erst später Kinder. Änderungen des Zeitpunkts waren hier häufiger als Änderungen der Kinderzahl. Umgekehrt gab ein Prozent an, aufgrund der Pandemie nun früher oder mehr Kinder bekommen zu wollen, ein Prozent wollte sich nicht genauer äußern.

Frauen ändern ihre Familienpläne eher als Männer

Isabella Buber-Ennser, Erstautorin der Studie und Demographin an der ÖAW, ist gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe auf interessante Details gestoßen: „Die Auswirkungen der Pandemie sind nicht gleichmäßig über alle verteilt, sondern bestimmte demografische Gruppen ändern ihre allgemeinen Familienpläne eher als andere“, sagt sie. So haben Frauen ihre Familienpläne aufgrund der Pandemie häufiger negativ verändert: Rund acht Prozent gegenüber fünf Prozent bei den Männern. Zudem haben ältere Befragte ihren Kinderwunsch öfter revidiert als 20- bis 30-Jährige. Und bei Befragten mit einem oder mehreren Kindern gerieten die Familienpläne häufiger ins Wanken als bei Kinderlosen.
 
„Dieses Ergebnis könnte die Tatsache widerspiegeln, dass die zusätzliche Belastung durch die Kinderbetreuung während der Schließung von Schulen und Kindergärten überproportional von Frauen getragen wurde“, so Co-Autor Bernhard Riederer. Langfristig ist zwar zu erwarten, dass sich die von den Befragten angegebenen Veränderungen leicht negativ auf die Geburtenraten auswirken, fügt Co-Studienautorin Ingrid Setz hinzu, denn: „Einige planen weniger Kinder und diejenigen, die das Kinderkriegen aufschieben, bekommen am Ende möglicherweise keine weiteren Kinder.“
 
Dennoch werden die Folgen der Pandemie auf die Geburtenzahlen in Österreich wohl nur bescheiden ausfallen.

 

Auf einen Blick

Publikation

“Not Even a Pandemic Makes Them Change Their Family Plans: The Impact of COVID-19 on Fertility Intentions in Austria”, Buber-Ennser, I., Setz, I. and Riederer, B., Population and Development Review, 2023.
DOI: https://doi.org/10.1111/padr.12555

Rückfragehinweis

Sven Hartwig
Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at

Wissenschaftlicher Kontakt

Isabella Buber-Ennser
Institut für Demographie
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Georg Coch Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-7726
isabella.buber(at)oeaw.ac.at