15.10.2021

Im Teil-Blindflug durch die Corona-Pandemie?

Beim Datenzugang für die empirische Forschung gibt es noch viel Luft nach oben.

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Wie unzureichend die Datenlage in Österreich für die Verwaltung und die Forschung ist, wurde in der Corona-Pandemie abermals offenbar. Eine Kooperation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Statistik Austria (STAT) soll den Zugang der Wissenschaft zu Forschungsdaten verbessern, den Wissenschaftsstandort Österreich stärken und damit auch robustere Grundlagen für die evidenzbasierte Politikgestaltung schaffen. Zum Auftakt der neuen ÖAW-STAT-Veranstaltungsreihe spricht der Wirtschaftswissenschaftler Axel Börsch-Supan am 19. Oktober 2021 in Wien über den Wert und die Herausforderungen internationaler Vergleiche statistischer Daten. 

„Im vierten Jahrzehnt der digitalen Revolution bleiben wir mit der Datennutzung immer noch hinter unseren Möglichkeiten zurück. Das hat mit dem begrenzten Zugang zu Daten und deren teils uneinheitlichen Qualitätsstandards zu tun. Als Folge steht in Verwaltung und Politik häufig nur eine unzureichende Basis für evidenzbasierte Maßnahmengestaltung zur Verfügung, was teilweise ein Agieren im Blindflug bedingt“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. „Der Zugang der Wissenschaft zu Daten trägt ganz entscheidend dazu bei, dass Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge im Hinblick auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen oder auch bei der Krisenbewältigung empirisch robust erforscht werden können. Im geplanten Austrian Micro Data Center (AMDC) der Statistik Austria wird dies nun unter strikter Einhaltung von Datenschutz und Datensicherheit ermöglicht“, so Thomas weiter. 

Axel Börsch-Supan, Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik und Forscher am National Bureau of Economic Research in den USA, betont im Zusammenhang mit der evidenzbasierten Politikgestaltung auch die Bedeutung internationaler Daten: „Will man wissen, ob politische Maßnahmen greifen, braucht man einen Vergleich. Zum Beispiel: Hat es an den höheren Bildungsausgaben gelegen, dass die Österreicher/innen gesünder geworden sind? Dazu wäre es hilfreich, ein Österreich zu haben, in dem die Bildungsausgaben nicht erhöht wurden, aber das gibt es nicht. Hier helfen international vergleichbare Daten, weil man Österreich mit einer Mischung anderer europäischer Länder vergleichen kann, deren Bildungsausgaben nicht so stark gestiegen sind“, so Börsch-Supan, der mit seinem Vortrag zu „Wert und Herausforderung internationaler Vergleiche für die empirische sozialwissenschaftliche Forschung“ am 19. Oktober 2021 die gemeinsame neue Veranstaltungsreihe von ÖAW und Statistik Austria eröffnet.  

„Empirische Forschungen in den unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft liefern wichtige Erkenntnisse für evidenzbasierte Entscheidungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft“, betont auch ÖAW-Vizepräsident Arnold Suppan. „Ohne den Zugang zu hochqualitativen statistischen Daten sind solche Forschungen nicht möglich, und Entscheidungsträger/innen sind gezwungen, auf Sicht zu fahren. Deswegen brauchen wir einen intensiveren Austausch zwischen Wissenschaft und Statistik, zu dem die Veranstaltungsreihe von ÖAW und Statistik Austria neue, öffentliche Impulse setzen will. Damit stärken wir langfristig und nachhaltig den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Österreich.“

 

Auf einen Blick

Termin

Zeit: 19. Oktober 2021, 18:00 Uhr
Ort: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Festsaal, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
Es gelten die 2,5-G bzw. die zum Zeitpunkt gültigen COVID-Maßnahmen.
Zur Anmeldung: www.oeaw.ac.at/anmeldung/oeaw-statistik-austria-lecture

Rückfragehinweis:

Österreichische Akademie der Wissenschaften
Öffentlichkeit & Kommunikation
Dipl.-Soz. Sven Hartwig
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at

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Medieninformation
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