14.10.2022 | Soft Opening

Ein neues Haus für Kunst und Wissenschaft entsteht

Otto Wagner hätte seine Freude gehabt: Statt Geld werden in der ehemaligen Postsparkasse nun Ideen ausgetauscht. Beim „Soft Opening“ der neuen Heimat für Kunst- und Wissenschaftseinrichtungen an der Wiener Ringstraße wurde über Visionen für die Zukunft gesprochen – und es konnten Kunst und Forschung auch gleich unmittelbar erlebt werden.

Die traditionsreiche Otto-Wagner-Postsparkasse steht ab sofort ganz im Zeichen des interdisziplinären Austauschs zwischen Wissenschaft und Kunst. © ÖAW/Daniel Hinterramskogler

Die berühmte Kassenhalle der von Otto Wagner geplanten Wiener Postsparkasse (PSK) hat vermutlich selten so ein buntes Publikum gesehen. Statt Bankkunden, die es im Jugenstil-Juwel zugegeben schon länger nicht mehr gegeben hat, waren am 12. Oktober auf Einladung der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) Menschen aus Wissenschaft, Kunst und Politik versammelt, die alle eines gemeinsam haben: Sie wollen aus dem früheren Haus des Geldes ein Haus des Wissens machen.

Wissenschaft trifft Kunst

Die Chancen dafür, dass das gelingt, stehen gut. Das zeigt schon die Liste der Namen der neuen Mieter. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird rund 16.000 der insgesamt 40.000 Quadratmeter für ihre Forschungsinstitute nutzen. Schon eingezogen ist auch die Universität für Angewandte Kunst, die u.a. mit dem Angewandte Interdisciplinary Lab, die große Kassenhalle bespielt. Ab 2023 wird dann auch der Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) seine neue Heimat in der Postsparkasse haben. Hinzu kommen Einrichtungen der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und der Johannes Kepler Universität Linz.

Wissenschaft mit den unterschiedlichsten Fachrichtungen und Kunst sollen sich in der vormaligen Postsparkasse gegenseitig mit neuen Ideen befruchten – darin war sich eine Podiumsrunde, an der unter anderem FWF-Präsident Christoph Gattringer, Meinrad Lukas, Rektor der Linzer Johannes Kepler Universität, und ÖAW-Präsident Heinz Faßmann teilnahmen, einig.

Neue Kooperationsmöglichkeiten

„Die ÖAW wird in der PSK mit zehn Forschungsinstituten vertreten sein, die vorher über Wien verstreut waren. Das sind mehr als 600 Mitarbeiter:innen“, macht Heinz Faßmann die Dimensionen deutlich – und bedankt sich zugleich bei allen, die von notwendigen baulichen Adaptierungen betroffen waren, für ihre Geduld: „Der Umbau war mit vielen Strapazen verbunden, das wissen vor allem jene, die das Haus schon bezogen haben.“

Doch auch der ÖAW-Präsident sieht das große Potential der Zusammenarbeit von Fächern und Institutionen: „Jetzt erwarten wir uns von der neuen Nachbarschaft vor allem neue Kooperationen, die zu bahnbrechenden Forschungsergebnissen führen: Zum einen von unseren Instituten untereinander, zum anderen auch durch neue Formen der Zusammenarbeit mit den anderen Mietern wie dem FWF oder der Universität für angewandte Kunst.“

Ort des Dialogs

Von diesem verstärkten Austausch soll auch die Öffentlichkeit etwas haben. Schon seit einiger Zeit ist in der Kassenhalle das Cafe Exchange untergebracht, dass in bester Wiener Kaffeehaus-Tradition zum Dialog einlädt. Noch bis 20. Jänner 2023 lädt die Schau "Holobiont. Life is other" der Angewandten zum Besuch ein. Einen Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten des Wissenstransfers zwischen Forschung und Bürger:innen gaben beim Soft Opening zudem zwei Forschungsstationen der Akademie. Das Österreichische Archäologische Institut der ÖAW und das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW gaben spannende Einblicke in ihre Arbeit. Besucher:innen konnten sich unmittelbar mit den Forscher:innen über die Suche nach den kleinsten Materieteilchen oder über Knochenfunde aus der Antike unterhalten.

Übrigens: Wer beim „Soft Opening“ nicht dabei sein konnte – keine Sorge. Mit dem Abschluss der Gesamtbesiedelung des Gebäudes im kommenden Jahr wird es auch eine öffentliche Eröffnungsfeier geben der Postsparkasse als neuem Haus des Wissens geben.