19.11.2015

Dialog aller Kontinente: Auftakt zu Wissenschafts-Weltkongress in Wien

300 Wissenschaftler/innen aus über 60 Ländern diskutieren an der ÖAW drängende Fragen der Gegenwart. Neue Abkommen stärken den wissenschaftlichen Austausch zwischen Nord und Süd.

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Einen wissenschaftlichen Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu leisten – diesem Anspruch stellt sich die gestern an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien eröffnete viertägige Jahreskonferenz der World Academy of Sciences (The World Academy of Sciences, TWAS). Rund 300 herausragende Wissenschaftler/innen aus über 60 Nationen, darunter vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer, diskutieren vom 18. bis 21. November 2015 neueste, in aller Welt gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse zu globalen Themen wie Nachhaltigkeit, Armut und Klimawandel. Die Konferenz setzt mit zwei Abkommen zugleich neue Akzente für den Dialog zwischen Nord und Süd.

Ein Dialog, bei dem die seit 1983 bestehende TWAS eine wichtige Funktion erfüllt. Sie fördert als einzige alle Kontinente repräsentierende Akademie wissenschaftliche Exzellenz auch in Entwicklungs- und Schwellenländern und forciert die Einbringung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Debatten zur Lösung globaler Fragen. Bai Chunli, Präsident der TWAS und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, wies bei der Eröffnung insbesondere auf die Mittlerstellung der TWAS zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre hin: „Von Beginn an nahm die Zusammenarbeit zwischen dem Norden und dem Süden eine wichtige Rolle in der Arbeit der Akademie ein.“ So verfüge die bei ihrer Entstehung zunächst als „Akademie der Dritten Welt“ bekannte TWAS inzwischen auch über zahlreiche Mitglieder aus Industrieländern und stehe in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern aus dem Norden.

Die Stärkung der internationalen wissenschaftlichen Kooperation stellt für die ÖAW ebenfalls ein zentrales Ziel dar. Für die ÖAW sei es daher eine Ehre, die Jahrestagung der TWAS in Wien veranstalten zu können, wie ÖAW-Präsident und TWAS-Mitglied Anton Zeilinger bei der Eröffnung der Konferenz bekräftigte. Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutung von Forschung für den gesellschaftlichen Fortschritt: „Wissenschaft kann einen signifikanten Beitrag zur Lösung sozialer und globaler Probleme und zur Erreichung von Zielen der nachhaltigen Entwicklung leisten.“

Stärkung globaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit

Wie drängend diese Ziele sind, erinnerte Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner: „Nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert ist nichts, das nur irgendjemanden irgendwo weit entfernt betrifft. Wir alle spielen dabei eine Rolle. Und wir alle müssen unsere Anstrengungen verstärken. Innovation und Technik sind die Schlüsselfaktoren für die Lösung dieser globalen Herausforderungen, daher braucht es hier konsequente Investitionen und ein klares Bekenntnis aller Staaten.“  Eine Aussage, der sich auch Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Rede anschloss. Er machte zudem den Stellenwert des weltweiten wissenschaftlichen Austauschs deutlich, denn: „Die Stärkung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit ist eines der zentralen Themen in unserer globalisierten Welt.“

Wie diese Zusammenarbeit über Grenzen hinweg funktionieren kann, veranschaulicht in den kommenden Tagen die Jahreskonferenz der TWAS, die sich in einer multidisziplinären Weise globalen Themenstellungen widmet und auch ein Forum für konkrete Kooperationen bietet. So wird beispielsweise die wissenschaftliche als auch die wissenschaftspolitische Zusammenarbeit zwischen Österreich und Südafrika gestärkt: Die Wissenschaftsminister/innen beider Länder, Naledi Pandor und Reinhold Mitterlehner, trafen einander am Rande der TWAS-Konferenz, eine Absichtserklärung über eine engere Kooperation in Wissenschaft und Forschung war kurz zuvor unterzeichnet worden. Am 20. November wird ferner ein „Memorandum of Understanding“ zwischen der ÖAW und der Südafrikanischen Akademie der Wissenschaften (Academy of Science of South Africa, ASSAf) abgeschlossen, das den wissenschaftlichen Austausch beider Länder intensivieren soll.

Von Bildung bis Nanotechnologie - breites fachliches Spektrum

Erste Einblicke in die breit gefächerten wissenschaftlichen Inhalte der Konferenz gab bereits am Eröffnungstag der südafrikanische Bürgerrechtler und ehemalige Verfassungsrichter Albert Louis Sachs. In seiner Keynote Lecture machte er „Sustainable Development and Overcoming Poverty“ zum Thema und stellte Überlegungen an zu der Rolle, die dabei wissenschaftliches Wissen und traditionelles Wissen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen spielen. Mit Verweis auf die Konferenz machte er zum Abschluss seines Vortrags auf die wichtigste Strategie zur Lösung globaler Probleme aufmerksam: „Dialog. Dialog. Dialog.“

Im Zeichen des Dialogs steht auch das weitere Programm der TWAS-Konferenz. Diskutiert wird, von Pionierleistungen aus der biologischen Schädlingsbekämpfung über energieeffiziente „Next Generation Cities“ bis hin zu Werkzeugen der Nanotechnologie und Bildung als Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung, ein breites Spektrum an weltweit gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Gemeinsam ist allen Vorträgen und Präsentationen der TWAS-Konferenz dabei eines: der Anspruch, zusammen an Antworten auf die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu arbeiten.

 

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