Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Glaube, Wissenschaft, Aberglaube

Die entschiedene Antwort seitens der Wissenschaft auf die Pandemie zeigte sich durch die Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 in nie dagewesener Kürze. Mit den Ereignissen der Pandemie trat aber auch der „neue Aberglauben“ mit seiner Hostilität gegenüber gesicherter Erkenntnis in den Wissenschaften aus der Deckung. Der „neue“ Aberglaube setzt sich aus einem breiten Spektrum von esoterischen Präkonzeptionen und „spirituellen“ Praktiken zusammen, gewinnt zunehmend an Visibilität und zieht einen besorgniserregend großen Teil der Bevölkerung an sich. Es wäre jedoch ein Fehlschluss, die genannte Wissenschaftsfeindlichkeit als Antagonismus zwischen Abrahamitischen Religionen und Wissenschaften zu missdeuten. Die Geschichte der Abrahamitischen Religionen bezeugt einen kontinuierlichen Dialog zwischen den Positionen des Glaubens und dem Wissensstand der Zeit. Das Leben und das Werk von Mosche ben Maimon (Cordoba, 1135 - Kairo, 1204), dem Arzt, Philosophen und jüdischen Gelehrten, zeigt, dass Glaube nicht in Widerspruch zum wissenschaftlichen Denken und zur Medizin steht. Seien an dieser Stelle auch die Kant‘sche „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ oder Hermann Cohens Studie „Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums“ oder Freuds Untersuchungen zur Phylogenese und Ontogenese des magischen Denkens erwähnt. Diesem Themenfeld widmen sich die „14. Maimonides Lectures: Glaube, Wissenschaft, Aberglaube: Health und Mental Health und die Abrahamitischen Religionen“
Helmut Denk, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von 2009 bis 2013 und em. Professor der Pathologie an der Medizinischen Universität Graz, wird in seiner Keynote Lecture „Medizin: Evidenz-basiert? Aberglaube? Scharlatanerie?“ die Phänomene der Wissenschaftsskepsis gegenüber der Medizin beleuchten und die Diskussion des Symposions am folgenden Tag eröffnen. Daran teilnehmen werden Michael Freissmuth, Vorstand des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie, Medizinische Universität Wien, Ulrich Elling, IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW, Dorothee von Laer, Vorständin des Instituts für Virologie, Medizinische Universität Innsbruck, Rüdiger Lohlker, Professor am Institut für Orientalistik, Universität Wien, und Gerhard Langer, Vorstand des Instituts für Judaistik, Universität Wien. Ein Podiumsgespräch aller Vortragenden unter der Leitung von Professorin und wirklichem Mitglied der ÖAW, Patrizia Giampieri-Deutsch, bildet den Abschluss der Veranstaltung.
Die Maimonides Lectures sind eine gemeinsame Unternehmung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Abrahamitischer Religionsgemeinschaften Österreichs, sowie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften dank der Förderung und unter der Schirmherrschaft des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung. Als Unterstützer/innen des Projektes sind ferner die Kirchlich-Pädagogische Hochschule Wien-Krems und der Christlich-Jüdische Koordinierungsausschuss in Österreich zu nennen. Die Maimonides Lectures werden von den beiden wirklichen Mitgliedern der ÖAW, Patrizia Giampieri-Deutsch und Hans-Dieter Klein, wissenschaftlich geleitet.
Anmeldung erbeten bis 29. April 2022 per Mail an natalie.kapfer-rupp(at)oeaw.ac.at