10.12.2019 | Hohe Forschungspreise

ZWEI NEUE ERC GRANTS FÜR ÖAW-FORSCHER/INNEN

Die Demografin Anna Matysiak und der Molekularbiologe Stefan Ameres werden mit je einem Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnet.

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In der jüngsten Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) wurden zwei Wissenschaftler/innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für herausragende Forschungen ausgezeichnet: Anna Matysiak vom Institut für Demographie der ÖAW und Stefan Ameres vom IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW. Sie erhalten jeweils einen Consolidator Grant, der mit knapp zwei Millionen Euro dotiert ist. Forscher/innen der ÖAW konnten damit insgesamt bereits 54 Preise des ERC einwerben.

Geburtenraten und Arbeitsmarkt

Digitalisierung, Globalisierung und Automatisierung verändern nicht nur unser Arbeitsleben, sondern haben auch Einfluss auf die Frage: Kinder bekommen oder nicht? Doch welche Auswirkungen die „Arbeit 2.0“ auf die Geburtenraten genau hat, wurde bisher noch wenig erforscht. Die Demographin Anna Matysiak will das mit ihrem vom ERC geförderten Projekt LABFER (Globalisation- and Technology-Driven Labour Market Change and Fertility) nun ändern.

Das Besondere: Matysiak vergleicht das Zusammenspiel von Arbeitsmarkt und Fertilität in allen 30 OECD-Ländern und untersucht auch, ob bestimmte soziale Gruppen in den jeweiligen Gesellschaften, zum Beispiel Menschen mit hohem oder niedrigerem Bildungsabschluss, bei ihrer Familienplanung unterschiedlich vom Wandel der Arbeitswelt betroffen sind. „Durch den Vergleich von Ländern wie Österreich, Schweden, den USA und vielen weiteren möchte ich auch aufzeigen, welche Familien- und Arbeitsmarktpolitik nachteilige Folgen der sich wandelnden Arbeitsmärkte auf die Familienplanung abfedern kann“, sagt Matysiak.

Anna Matysiak promovierte 2009 in Wirtschaftswissenschaften. Sie war Assistenzprofessorin am Institut für Statistik und Demografie der Wirtschaftsuniversität Warschau und wechselte 2013 ans Institut für Demographie der ÖAW. Für den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (United Nations Population Fund, UNFPA) war sie als Beraterin zu Themen der Bevölkerungsentwicklung in Osteuropa tätig. 

Genexpression und Krankheiten

Für Stefan Ameres ist es bereits der dritte ERC Grant, den der Molekularbiologe in seiner Zeit an der ÖAW eingeworben hat. 2017 hat er eine Methode entwickelt, mit der sich die Dynamik von aktiven Genen, die sogenannte Genexpression, beobachten lässt. Ähnlich wie bei einem Film kann mit dem Tool SLAMSeq im Zeitverlauf verfolgt werden, wie sich Gene verändern, etwa wenn Arzneistoffe auf sie einwirken. Das eröffnet neue Möglichkeiten für das medizinische Screening und Testen von Medikamenten an lebenden Zellen.

Mit seinem Projekt RiboTrace (Bridging temporal resolution gaps to dissect RNA silencing at the molecular and genomic scale) will Ameres nun eine Lücke in der Forschung schließen und die molekularen Mechanismen untersuchen, welche die Genexpression kontrollieren. „Wir wollen mit unserer Forschung ein breites Spektrum biologischer Prozesse untersuchen, die mit der Entstehung von menschlichen Krankheiten und der Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze einher gehen“, sagt Ameres.

Stefan Ameres studierte Mikrobiologie an der Universität Nürnberg-Erlangen und promovierte an den Max. F. Perutz Laboratories in Wien. Ab 2007 forschte er als PostDoc an der University of Massachusetts Medical School in den USA, seit 2012 ist Ameres Gruppenleiter am IMBA der ÖAW. 2013 erhielt er einen START-Preis des Wissenschaftsfonds FWF sowie einen Starting Grant des ERC, 2018 folgte ein Proof of Concept Grant des ERC. Ameres ist Mitglied der Jungen Akademie der ÖAW.

54 ERC Grants an ÖAW

Mit den zwei neuen Consolidator Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher/innen insgesamt vergebenen Preise des ERC auf 49 ERC Grants und 5 Proof of Concept Grants. An weiteren 10 ERC Grants war die Akademie maßgeblich beteiligt.

Insgesamt konnte die ÖAW bereits mehr als 90 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich holen. Die Akademie zählt bei der Zuerkennung der europäischen Forschungsförderpreise damit zu den erfolgreichsten Forschungseinrichtungen Österreichs.