20.05.2020 | E-Mobilität

WIENER UNTERNEHMEN BEI E-AUTOS ZÖGERLICH

Nur zwei Prozent aller gewerblichen Fahrzeuge in Wien sind E-Autos. Eine neue Studie von Technikfolgenforscher/innen der ÖAW beleuchtet positive und negative Erfahrungen mit gewerblich betriebenen Fahrzeugen und bietet Empfehlungen für eine erfolgreiche Verbreitung.

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Pro Jahr werden in Wien bis zu 60.000 gewerblich genutzte Pkw und bis zu 8.000 Kleintransporter neu zugelassen. Davon sind allerdings nur knapp 2 Prozent elektrisch betriebene Fahrzeuge. Dabei wären die Rahmenbedingungen nach Jahren der Vorbereitung in Wien mittlerweile sehr günstig, betont Michael Ornetzeder, Energieexperte am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW): „Es gibt Förderungen, die Kosten sind konkurrenzfähig und die Zahl an Ladestationen wächst beständig“. In Wien entsteht im öffentlichen Raum ein Basis-Ladenetz für Elektroautos, bis 2020 sollen 1.000 Ladestellen zur Verfügung stehen. Getankt wird mit 100 Prozent Ökostrom.

Den Hauptgrund für die bisher geringe Verbreitung von E-Autos in gewerblichen Fahrzeugflotten sieht Ornetzelder in der Komplexität der Umstellung: “Man tauscht hier nicht nur die Fahrzeuge aus, wir sprechen von einem ganzen System, das sich gerade in Entwicklung befindet: Es braucht dafür Hersteller, die Fahrzeuge und Ersatzteile liefern, Mechaniker die auf E-Autos spezialisiert sind, die Ladeinfrastruktur muss stimmen.“ Gegebenheiten, die man in Wien zwar bereits finde, aber zugleich weiter ausbauen könne, etwa in Hinblick auf das regulatorische Umfeld. So wären beispielsweise Zufahrtserleichterungen oder Gratisparkplätze ein Anreiz, wie der Technikfolgenforscher vorschlägt.

Gute Kommunikation als Schlüssel

Die Umstellung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge muss im Unternehmen auch gut kommuniziert werden. „Den Firmenbetreiber/innen fehlt häufig noch Information, um zu sagen, diese Variante zahlt sich für mein Unternehmen finanziell aus und auch die Umwelt profitiert davon“, so Ornetzeder.

Für die durch eine Forschungsförderung der Stadt Wien erstellte Studie wurden unter anderem Unternehmen befragt, die bereits seit längerem elektrische Fahrzeuge benutzen, darunter die Österreichische Post. Koautorin Anna Pavlicek (ITA) betont: „Immer wieder ist bei E-Autos die Reichweite ein Thema. Dabei ist es für ein Unternehmen wie die Post, das Routen im Vorhinein relativ genau planen kann, kein Risiko mehr, Wege mit E-Autos zurück zu legen.“ Bei anderen befragten Unternehmen, dem ÖAMTC und dem TÜV, gebe es hingegen naturgemäß Interesse, die Funktionalität und Verlässlichkeit von E-Autos selbst zu prüfen.

Frauen sorgen für Umstieg

Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass der Umstieg auf E-Autos in Betrieben oft vom Engagement Einzelner abhängt. Studienkoautor Steffen Bettin sieht dafür unterschiedliche Motive. „Für die einen steht der Umweltaspekt im Vordergrund, andere bevorzugen den Fahrkomfort von E-Autos oder sie sehen darin einen Mehrwert für das Image der Firma.“ Außerdem zeigte sich bei den Interviews in Wiener Unternehmen, dass das Thema Gender eine besondere Rolle zu spielen scheint. „Hier gibt es eine Gruppe von untereinander vernetzten Frauen, die treibende Kraft sind. Ein spannendes Thema, das in Zukunft weiter untersucht gehört.“

 

AUF EINEN BLICK

Die Studie "Elektroflotten in Wien - Eine Untersuchung über Herausforderungen und Chancen von E-Fahrzeugen in Fahrzeugflotten" wurde von Steffen Bettin, Anna Pavlicek und Michael Ornetzeder verfasst und im Auftrag der Magistratsabteilung 7  „Kultur, Wissenschafts- und Forschungsförderung“ der Stadt Wien durchgeführt.

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