19.08.2019 | Forschungspolitik

PERSPEKTIVEN FÜR DAS FORSCHUNGSLAND ÖSTERREICH

Die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen hat fünf Empfehlungen formuliert, mit denen das einmalige Potenzial an wissenschaftlichen Talenten weiter gestärkt werden kann.

© ÖAW/Klaus Pichler
© ÖAW/Klaus Pichler

Die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen hat fünf forschungspolitische Empfehlungen an die künftige Bundesregierung vorgestellt. Sie sollen den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort im Hinblick auf Innovationskraft und Wohlstand langfristig sichern sowie sicherstellen, dass das einmalige Potenzial an wissenschaftlichen Talenten weiter gestärkt und gefördert wird.

1) Forschung stärker über den Wettbewerb fördern

Wettbewerb erzielt – wenn er fair und transparent erfolgt – die größtmögliche Wirkung, erhöht die wissenschaftliche Qualität und fördert Kooperationen. Hier spricht der OECD-Bericht eine klare Sprache: Will Österreich seinen Forschungs- und Innovationsstandort nachhaltig stärken, muss der Anteil der im Wettbewerb vergebenen Förderungsmittel überproportional erhöht werden. Dabei ist der Aufholbedarf in der durch Neugierde getriebenen Grundlagenforschung am größten. Je höher der Anteil der im Wettbewerb vergebenen Mittel, desto besser die Ausgangsposition der Forscherinnen und Forscher, um auf europäischer und globaler Ebene erfolgreich zu sein.

2) Gesetzliche Grundlagen verbessern

Die Unabhängigkeit der öffentlich finanzierten Forschung muss in einem neuen Forschungsfinanzierungsgesetz fest verankert bleiben. Dazu zählen der Fortbestand der thematischen Unabhängigkeit von Universitäten und Forschungsorganisationen sowie deren unabhängige Richtlinienkompetenz. Grundlagenforschung ist nur langfristig zu betreiben. Ein jährliches Wachstum von zumindest sieben Prozent der Förderungsbudgets aller im Forschungsfinanzierungsgesetz erfassten Einrichtungen würde die notwendige Planbarkeit bringen, die Effizienz der Investitionen steigern und national wie international großes Vertrauen in den Forschungsstandort Österreich schaffen. Darüber hinaus sollte das Vertragsverhältnis zwischen dem Bund und einzelnen betroffenen Einrichtungen (analog zu den Universitäten) in Form von öffentlich-rechtlichen Verträgen gestaltet werden. Der im neuen Forschungsfinanzierungsgesetz festgelegte Vertragsstatus darf keinesfalls den Charakter der öffentlich-rechtlichen Aufgabenerfüllung oder die Unabhängigkeit der öffentlich finanzierten Forschung gefährden.

3) Die Exzellenzinitiative ins Rollen bringen

Die nach internationalen Standards entwickelte Exzellenzinitiative soll die Spitzenforschung sowie die Zusammenarbeit zwischen Disziplinen und Institutionen weiter ankurbeln. Einmal umgesetzt soll sie dem heimischen Wissenschafts- und Innovationsstandort jenen nachhaltigen Energieschub bringen, der Österreich deutlich näher an die besten Wissenschafts- und Innovationsnationen der Welt heranführt. Die Exzellenzinitiative soll die Wettbewerbskultur beleben, Kooperationen fördern und für alle Disziplinen – einschließlich der künstlerischen und künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung – ein dynamisches Forschungsumfeld aufbereiten, das herausragende Forscherinnen und Forscher anzieht und dem wissenschaftlichen Nachwuchs langfristige Karriereperspektiven bietet.

4) Overheads österreichweit einführen

Eine einheitliche und verbindliche Overhead-Finanzierung als Element der Forschungsförderung, wie im europäischen Forschungsrahmenprogramm schon lange üblich, ist für alle Förderungsorganisationen und Forschungseinrichtungen dringend notwendig. Die Einführung von 25 % Overheads für alle FWF-Programme würde die Forschungsstätten deutlich stärken, zu mehr Projekteinreichungen führen und damit den im OECD-Bericht zum heimischen FTI-System geforderten Wettbewerb zusätzlich befeuern.

5) Nationalstiftung nachhaltig dotieren

Die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung (NFTE) finanziert wesentliche Bestandteile der Förderungsportfolios der antragsberechtigen Organisationen. In den letzten Jahren konnten sich neue Formate über alle Förderungsorganisationen hinweg etablieren, die intensive Forschungstätigkeiten auslösten. Ob „aws first“ der aws, das „Bridge“-Programm der FFG, die Christian Doppler Labors, das „Research Center for Open Innovation in Science“ der LBG, die „GO!DIGITAL“-Initiative der ÖAW oder die Stärkung der Doktoratsausbildung über die „doc.funds“ des FWF – alle diese Aktivitäten, finanziert mit Mitteln der NFTE, erzielten hohe Resonanz bei den Forschenden und lösten effiziente Impulse für das Forschungs- und Innovationsland Österreich aus. Aus diesem Grund braucht es eine langfristige Dotierung für die Nationalstiftung, die derzeit per Gesetz nur bis 2020 sichergestellt ist.

Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen

Die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen ist eine Plattform für den regelmäßigen Dialog zu Fragen der Wissenschaftspolitik. Mitglieder der Allianz sind Oliver Vitouch (Österreichische Universitätenkonferenz), Thomas Henzinger (Institute of Science and Technology Austria), Antonio Loprieno (Österreichischer Wissenschaftsrat), Helga Nowotny (ad personam), Klement Tockner (FWF Der Wissenschaftsfonds; Sprecher der Allianz) und Anton Zeilinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften).

Die Empfehlungen auf einen Blick