07.10.2020 | Nobelpreis

ÖAW gratuliert Reinhard Genzel zum Physik-Nobelpreis

Der Astrophysiker wurde ausgezeichnet für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum der Milchstraße. Genzel ist als Mitglied des Forschungskuratoriums eng mit der ÖAW verbunden.

Schwarze Löcher zählen zu den großen Rätseln des Universums. Allgemein beschrieben werden sie als Objekte, deren Masse auf ein extrem kleines Volumen konzentriert ist. Die Folge dieser Kompaktheit: Sie erzeugen in ihrer Umgebung eine dermaßen starke Gravitation, dass nicht einmal das Licht diesen Bereich verlassen oder durchlaufen kann. Was in einem Schwarzen Loch passiert, ist nach wie vor unbekannt.

Schwarzes Loch inmitten der Milchstraße

Wer nun denkt, Schwarze Löcher seien etwas Exotisches und weit Entferntes, der irrt. Denn inmitten unserer Milchstraße, nur 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich ein Schwarzes Loch von 4,3 Millionen Sonnenmassen. Dieser Nachweis gelang dem deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel nach jahrzehntelanger Grundlagenforschung. Es ist der bislang beste empirische Beleg für die Existenz von Schwarzen Löchern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Albert Einstein im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie postuliert worden waren. 

Für diesen Forschungserfolg und weitere Arbeiten zur Existenz Schwarzer Löcher wurde Genzel nun mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Er erhält den Preis zu gleichen Teilen mit Andrea Ghez von der University of California in Los Angeles, die ebenfalls das Schwarze Loch in unserer Galaxie beobachten konnte. Dritter Preisträger ist der britische theoretische Physiker Roger Penrose, wie das Nobelpreiskomitee der Könglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften am 6. Oktober 2020 bekannt gab. 

Begeisternder Wissenschaftler

Nobelpreisträger Reinhard Genzel ist mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seit Langem eng verbunden. Seit dem Jahr 2014 ist er Mitglied im Forschungskuratorium, einem der wichtigsten Gremien der ÖAW. Das Forschungskuratorium besteht aus international renommierten, im Ausland tätigen Wissenschaftler/innen. Diese unterstützen die ÖAW bei der Weiterentwicklung der Forschung an ihren Instituten und geben Empfehlungen ab für das Forschungsprogramm der Akademie. 

„Ich gratuliere Reinhard Genzel ganz herzlich zum diesjährigen Nobelpreis für Physik“, sagt Anton Zeilinger, Präsident der ÖAW. „Reinhard Genzel hat mit seinen Forschungen Pionierarbeit geleistet und er hat mit seinem ansteckenden Optimismus immer wieder die Menschen für die Wissenschaft begeistert. Ich bin froh, dass er Mitglied unseres Forschungskuratoriums ist und dass er immer wieder an der Akademie zu Gast ist, um unser Wissen über unser Universum zu erweitern.“

So hat Reinhard Genzel auf Einladung der ÖAW dem Publikum in Wien regelmäßig bei Vorträgen die neuesten Erkenntnisse zu Schwarzen Löchern vorgestellt. Genzel, der am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München forscht, sprach etwa bereits  2012 bei den Littrow Lectures der ÖAW über „Massereiche Schwarze Löcher und die Entwicklung von Galaxien“. Zuletzt war Genzel 2016 Festredner bei der jährlichen Feierlichen Sitzung an der Akademie. Auch damals sprach er über Schwarze Löcher und den langen Atem, den man oftmals in der Grundlagenforschung braucht – der sich am Ende aber auszahlt: „Es war eine lange Jagd, um Schwarze Löcher messen zu können.“