09.05.2016

Junge Kurie der ÖAW sieht Forschungsstandort Österreich in Gefahr

Nachwuchswissenschaftler/innen warnen vor negativen Folgen für die Grundlagenforschung durch anhaltende Unterfinanzierung und neue Antragsrichtlinien des Wissenschaftsfonds FWF.

„Eine aktive Forschungsszene ist die Grundlage moderner Wissensgesellschaften. Diese ist in Österreich ernstlich gefährdet, den für ein hochentwickeltes Land unbedingt notwendigen Anschluss an die Weltspitze zu verlieren“, warnen Mitglieder des Direktoriums der Jungen Kurie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einem „Offenen Brief“.

Hintergrund ist die mit 1. April 2016 in Kraft getretene Änderung der Antragsrichtlinien des FWF, die notwendig wurde, „um bei der aktuellen budgetären Situation die Bewilligungsquoten möglichst stabil zu halten“, wie der Wissenschaftsfonds auf seiner Website bekannt gab.

So wird zukünftig die Anzahl an Einzelforschungsprojekten pro Forscher/in auf zwei limitiert. Zudem ist die Mitarbeiter/innenzahl in Projektanträgen mit erheblichen Sach- und Gerätekosten auf ebenfalls zwei begrenzt. Die Junge Kurie der ÖAW befürchtet, dass diese neue Regelung dazu führt, dass unwissenschaftliche Kriterien zur Bewertung von Forschungsvorhaben herangezogen werden – weg von der Umsetzung der besten Idee, hin zu wirtschaftlichen Überlegungen.

Betroffen seien vor allem Nachwuchswissenschaftler/innen, deren Forschungsprojekte stark von Förderungen durch den FWF abhängig sind. Allein 2015 wurden rund 4.000 Stellen für junge Forscher/innen mit Mitteln des FWF finanziert. „Wird nichts gegen die prekäre finanzielle Lage des FWF unternommen, fehlen essentielle Perspektiven für die besten Nachwuchswissenschaftler/innen“, so die Junge Kurie in ihrem Schreiben. Denn bereits seit einigen Jahren treffe eine steigende Anzahl von international hervorragend begutachteten Anträgen auf ein stagnierendes Budget des Wissenschaftsfonds. Dadurch werde die Förderung weltweit richtungsweisender Ideen immer häufiger abgelehnt.

Die unterzeichnenden Forscher/innen Julia Budka, Daniel Grumiller, Christian Hellmich, Kristin Tessmar-Raible, Gregor Weihs und Matthias Horn plädieren daher für eine Revision der Strukturänderungen beim FWF sowie für eine angemessene Förderung der Grundlagenforschung als einer wesentlichen Säule für den Wohlstandserhalt und die Zukunftsfähigkeit des Landes.

 Der „Offene Brief“ der Jungen Kurie im Wortlaut