Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Islamische Schulen und der Staat

Trotz der Säkularisierung der jungen türkischen Republik hielten die Kurden an ihren islamischen Schulen fest. Weitgehend im Verborgenen bildeten sie an den Medressen weiterhin ihre Intellektuellen aus. Heute werden diese Menschen für das Weitertragen einer kurdisch-literarischen Aktivität gewürdigt und genießen in kurdischen Communities als Repräsentanten des zivilen Islam in Opposition zum Islam der staatlich kontrollierten Moscheen Ansehen.
Ähnliches stellt Martin van Bruinessen, emeritierter Anthropologe der Universität Utrecht, in Indonesien fest, der in beiden Regionen geforscht hat. Die indonesischen Pendants der Medressen, die „Pesantren“, waren zwar niemals formell verboten, jedoch gingen viele dieser islamischen Internate auf Distanz zum Staat. Jene, die bis heute auf dieser Unabhängigkeit beharren, erfreuen sich großer Popularität und finden Gehör in öffentlichen Diskursen. Martin van Bruinessen beleuchtet die religionssoziologischen Zusammenhänge bei einer International Guest Lecture des Instituts für Sozialanthropologie der ÖAW zum Thema „State, Civil Society and Religious Education in Turkish Kurdistan and Indonesia: Medrese and Pesantren as Contested Institutions“.