08.11.2017

Hoher Forschungspreis Italiens für Francesca Ferlaino

Die ÖAW-Quantenphysikerin erhält den mit 50.000 Euro dotierten Antonio-Feltrinelli-Nachwuchspreis in Physik, der heuer zum ersten Mal vergeben wird.

© ÖAW
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Verhaltensforschung an Atomen – so könnte man die wissenschaftlichen Arbeiten von Francesca Ferlaino knapp zusammenfassen. Denn die junge italienische Physikerin untersucht die quantenmechanischen Eigenschaften ultrakalter Gase, um unser Verständnis von Phänomenen der Quantenphysik zu erweitern und in bisher unbekannte Gebiete dieser rätselhaften Welt vorzudringen. Für ihre Leistungen erhält die wissenschaftliche Direktorin des Innsbrucker Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die auch Professorin an der Universität Innsbruck ist, nun einen der höchsten Forschungspreise Italiens: den mit 50.000 Euro dotierten Antonio-Feltrinelli-Nachwuchspreis in Physik.

Ferlaino wird die Auszeichnung am 10. November 2017 entgegennehmen. An diesem Tag verleiht die Accademia dei Lincei, die nationale Akademie der Wissenschaften Italiens, im Rahmen der alljährlichen Eröffnung des akademischen Jahres die Antonio-Feltrinelli-Preise an herausragende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst. Der Nachwuchspreis in Physik, sowie drei weitere Nachwuchspreise für Forscher/innen unter 40 Jahren in Astronomie, Mathematik und Medizin, wird heuer zum ersten Mal vergeben.

Ultrakalte Gase, komplexe Quantentsysteme

In ihrer Forschung widmet sich die Experimentalphysikerin Ferlaino ultrakalter Quantenmaterie, in der die Teilchen den Regeln der Quantenmechanik gehorchen. Ferlainos Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung von dipolaren Quantenphänomenen. Gemeinsam mit ihrem Team war sie die erste, die ultrakalte Quantengase aus Erbiumatomen erzeugt hat. Die relativ schweren Atome der seltenen Erden bieten eine neue Spielwiese zum Studium des komplexen Quantenverhaltens, wo Wechselwirkung über große Distanzen und Richtungsabhängigkeit ins Spiel kommen. Mit ihren Forschungen will die Physikerin ein grundlegendes Verständnis von komplexen, geometrieabhängigen Quantensystemen schaffen und in bisher unerforschte Gebiete der Physik vordringen. Als Quantensimulator kann dieser Ansatz dazu genutzt werden, um ein tieferes Verständnis der Quanteneigenschaften von Materie zu erlangen.

Von Neapel nach Innsbruck

Francesca Ferlaino hat in ihrer Geburtsstadt Neapel Physik studiert und promovierte am European Laboratory for Non-linear Spectroscopy in Florenz. 2007 kam sie nach Innsbruck, wo sie zunächst als Gastwissenschaftlerin, dann als Postdoc und Lise-Meitner-Fellow tätig war. Seit 2014 ist Ferlaino Professorin für Atomphysik an der Universität Innsbruck und wissenschaftliche Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW. Die 39-jährige Wissenschaftlerin wurde bereits vielfach ausgezeichnet, so mit einer Alexander-von-Humboldt-Professur, dem Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck oder dem Ignaz L. Lieben-Preis der ÖAW. Sie erhielt außerdem einen START-Preis des FWF sowie einen ERC-Starting Grant und einen ERC-Consolidator-Grant. Seit 2011 ist sie auch Mitglied der Jungen Akademie der ÖAW.