Schlagworte wie „Wachstum“, „Arbeitsplätze“ oder „Wettbewerb“ wurden lange Zeit als Synonyme für wachsenden Wohlstand angesehen. Mit diesen Begriffen assoziiert man heute allerdings eine ambivalente Wirkung. Die positiven Aspekte verdanken wir zu einem guten Teil der Nutzung fossiler Energieträger. An die negativen gemahnen uns Artensterben, Klimawandel und unfaire Nutzung allgemeiner Ressourcen. Mit systemischen Zusammenhängen wie diesen hat sich Hans Joachim Schellnhuber, Gründer und bis 2018 Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, eingehend befasst. Auf ihn geht das Konzept der „Tipping Points“ zurück, das die Gefahr des Kippens von Öko- und anderen komplexen Systemen beschreibt.
Nun hält Schellnhuber im Rahmen der ÖAW-Förderschiene „Earth Systems Sciences“ einen Vortrag an der ÖAW. Unter dem Titel „Ein neues Narrativ der Moderne?“ fragt er, was Menschen weltumspannend zum Klimaschutz motivieren könnte. Denn Wissen allein um effiziente Maßnahmen, beispielsweise gegen den Klimawandel, reiche nicht aus, die entscheidenden Schritte zu setzen. Schellnhuber setzt daher zusätzlich auf eine gemeinsame Erzählung, die – im Bewusstsein begrenzter Ressourcen – ein langfristiges Miteinander von Mensch und Natur zum Thema macht.