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Die Dynamik eines Weltsystems von Religionen

Neben dem weltumspannenden kapitalistischen System beziehungsweise der Bildung territorialer Nationalstaaten gibt es eine dritte globale Dynamik, die bislang weniger beachtet wurde: die Bildung eines pluralistischen globalen Systems von Religionen, das durch die Begegnung der europäischen Jesuiten mit der chinesischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert an Fahrt aufgenommen hat. Geprägt wird das globale Religionssystem entscheidend dadurch, dass sich jede Religion als etwas Besonderes sieht und gleichzeitig Anspruch darauf erhebt, eine für die gesamte Menschheit relevante Botschaft zu haben.
Der Soziologe José Casanova stellt bei der Leibniz Lecture der ÖAW zum Thema „Particular Universalisms and the Universalization of the Particular. The Neglected Dynamic of Globalization” die Dynamik des globalen Religionssystems, ausgehend vom 17. Jahrhundert, ins Zentrum. Der Senior Fellow am Berkley Center for Religion, Peace, and World Affairs und Emeritus Professor of Sociology and Theology and Religious Studies an der Georgetown University knüpft an bei Gottfried Wilhelm Leibniz, der – im Rahmen von Forschungen zu einer universalen Sprache und einer universalen Religion für die Menschheit – den Inkulturationsbemühungen des europäischen Katholizismus in China große Aufmerksamkeit zollte.
Die Leibniz Lectures im Rahmen der Akademievorlesungen der ÖAW nehmen darauf Bezug, dass Gottfried Wilhelm Leibniz während seiner Tätigkeit in Wien 1712–1714 dem Kaiser erste Pläne für eine „Societät der Wissenschaften zu Wien“ vorlegte. Als Vortragende werden Persönlichkeiten eingeladen, die internationale Anerkennung nicht nur fachinterner Art gefunden haben. Ganz im Sinne des Leibnizschen Denkens stellen ihre Forschungen das Differenzierungspotential von Philosophie sowohl für die interdisziplinäre Verständigung als auch für die Auseinandersetzung mit öffentlich relevanten Problemstellungen der Gegenwart unter Beweis.