07.02.2019

Chemiker Manfred Eigen verstorben

Der Nobelpreisträger war seit 1971 Ehrenmitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der ÖAW.

© Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

Das durchschnittliche Alter von Nobelpreisträger/innen liegt bei rund 60 Jahren. Manfred Eigen, in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, schaffte es bereits mit 40 Jahren: 1967 wurde er mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Seine Forschung an superschnellen chemischen Reaktionen galt als bahnbrechend. Als erster Wissenschaftler überhaupt hatte er die winzigen Zeiträume solcher Prozesse gemessen.

„Die Akademie würde sich durch die Wahl dieses mit besonderer Originalität, enormer Dynamik und einem ungewöhnlich weiten Gesichtskreis begabten Forschers selbst auszeichnen“, hieß es daher in der Nominierung für die Aufnahme Eigens zum Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). 1971 war es soweit und der Chemiker wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Wie das Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, dem Manfred Eigen lange Jahre als Direktor vorstand, nun mitteilte, ist er am 6. Februar 2019 im Alter von 91 Jahren verstorben. 

Unbändiger Forschergeist

Der 1927 in Bochum geborene Eigen wurde so häufig geehrt wie kaum ein anderer deutscher Wissenschaftler: Neben dem Nobelpreis erhielt Eigen eine große Anzahl weiterer renommierter Preise. 1965 wurde er Honorarprofessor an der TU Braunschweig, darüber hinaus war er Mitglied weiterer Wissenschaftsakademien wie der deutschen Leopoldina und der US-amerikanischen National Academy of Sciences. Die Republik Österreich ehrte ihn 1976 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Eigens wissenschaftliche Interessen gingen weit über das eigene Fachgebiet hinaus. Sein unbändiger Forschergeist suchte stets nach neuen Herausforderungen. So beschäftigte sich Eigen neben der Chemie auch mit Fragen der Evolution und gilt als Mitbegründer der sogenannten evolutiven Biotechnologie. Gemeinsam mit seinen Forscherkolleg/innen untersuchte er grundlegende Mechanismen der Evolution, beispielsweise die Tricks, mit denen das Aids-Virus und andere Krankheitserreger das Immunsystem überlisten.

Leidenschaft für Musik und Wissenschaft

Und nicht nur die Wissenschaft faszinierte Eigen. Auch die Musik war eine seiner großen Leidenschaften. Mit 18 Jahren hatte er vor der Wahl gestanden, eine Karriere als Wissenschaftler oder als Pianist einzuschlagen. Er entschied sich schließlich für die Naturwissenschaften. Eine Entscheidung, die ihn rund zwanzig Jahre später zum Nobelpreis führen sollte.

„Alles, was neu ist, muss aus der Grundlagenforschung kommen, sonst ist es nicht neu“, sagte Manfred Eigen einmal. Er verstand es Grundlagenforschung auf höchstem Niveau zu betreiben, mit Weitblick und Mut zu neuen Ideen. Mit ihm verliert die Akademie einen herausragenden Wissenschaftler. Sie wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.