Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Was verstehen wir unter "Vielsprachigkeit"?

Begriffe wie "Muttersprache" oder "Erstsprache" suggerieren einen eindeutigen Besitz von Sprache. Auch in der linguistischen Forschung wird Sprache traditionell als eine Einheit mit klaren Grenzen betrachtet, die mit einer festen Gemeinschaft von Individuen verbunden ist. Diese Sichtweise erweitert eine kritische Theorie, die den dynamischen Merkmalsreservoirs von Sprache mehr Bedeutung beimisst.
Vor diesem Hintergrund reflektiert der Linguist Yaron Matras das Thema Mehrsprachigkeit im Vortrag "What is multilingualism? Towards a critical reflection on research and society". Dabei behandelt er Fragen wie diese: Können wir Sprachen zählen? Können wir uns in der Forschung und in Gerichtsverfahren auf das Urteil von Muttersprachlern verlassen? Können Strukturen wirklich von einer Sprache in eine andere "ausgeliehen" werden? Welchen Platz nehmen Ideologien auf dem Kontinuum der Sprachpraxis ein?
Yaron Matras ist einer der führenden Experten für Romani und forscht am Aston Institute for Forensic Linguistics, Birmingham, und dem Department for Hebrew Language der University of Haifa. Matras' Vortrag ist Teil der Reihe "VLACH Lectures: Heritage and Resilience", zu der die Kommission Vanishing Languages and Cultural Heritage der ÖAW einlädt.