»Rückkehr in die väterliche Erde«
Reihe »Epigraphik in der Hollandstraße«
»Rückkehr in die väterliche Erde – Zu den Bestattungswünschen eines jüdischen Ehepaares im kaiserzeitlichen Hierapolis«
Karin Wiedergut | Österreichisches Archäologisches Institut
Das phrygische Hierapolis (heute: Pamukkale) zeichnet sich, abseits der berühmten Sinterterrassen, durch weitläufige, gut erhaltene Nekropolenareale und einen reichen Bestand an kaiserzeitlichen Grabinschriften aus. Bei vielen dieser Texte handelt es sich um Vorsorge-Inschriften, in denen die jeweiligen Grabbesitzer schon frühzeitig Regelungen für den Todesfall trafen, und zwar sowohl für den eigenen als auch für den enger Angehöriger. Die Beisetzung an dem Ort, an dem man auch gelebt hat, war dabei – erwartungsgemäß – der Normalfall.
Der Vortrag widmet sich dagegen einem speziellen Zeugnis, dem Sarkophagtext des Ehepaares Tatianos und Apphia, die sich als Teil der jüdischen Gemeinschaft in Hierapolis zu erkennen geben. Die Inschrift enthält bemerkenswerte Klauseln, die, selbst innerhalb der vielfältigen Evidenz Kleinasiens, untypisch und teils singulär sind. Im Zentrum wird die Frage stehen, wie der Passus, der vom »Überführen in die väterliche Erde« spricht, zu deuten ist: Liefert der Text ein Zeugnis für den Wunsch, im Tod aus der Diaspora nach Israel als Zentrum der jüdischen Kultur und Traditionen zurückgeführt zu werden?