Mi, 06.12.2023 – 07.12.2023

Reproducing Antiquity beyond 2D

Tagung | Wien

»Reproducing Antiquity beyond 2D: Three-Dimensional Replicas between Scholarly Practice and Museum Exhibition«

Seit der Renaissance spielten Repliken von antiken Objekten eine zentrale Rolle innerhalb der wachsenden Gemeinschaft der Antiquare, die versuchten, die Vielfalt der Kunstwerke in ihren Sammlungen zu verstehen. Zu dieser Zeit wurden Illustrationen in Büchern von Künstlern gezeichnet und dann gestochen, wodurch Bilder entstanden, die, so genau sie auch sein mochten, immer durch menschliche Eingriffe vermittelt wurden. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs deshalb die Kritik an diesen Kupferstichen und die Notwendigkeit einer genaueren Darstellung der Altertümer wurde betont.

Mitte des 19. Jahrhunderts, noch vor dem großflächigen Einsatz der Fotografie, waren daher dreidimensionale Reproduktionen wie Abgüsse oder andere Abdrücke ein bevorzugtes Mittel. Damit war eine getreue Wiedergabe der Kunstwerke möglich, die sich für den Informationsaustausch eignete. Die dreidimensionale physische Beschaffenheit der Replikate hatte mehrere Vorteile. Im Gegensatz zu den Zeichnungen konnten sie in den Vitrinen zwischen den echten Altertümern aufgestellt werden, um Lücken zu schließen. Zudem ermöglichten sie den Wissenschaftlern und Studenten, das mehr oder weniger große Relief der Originalobjekte zu erkennen. Vor allem private Sammler, aber auch Universitäten, Kunstakademien und Museen erwarben Abgüsse von Altertümern für Wissenschaft und Lehre, wobei die erste öffentliche Sammlung bereits 1767 von Christian Gottlob Heyne an der Universität Göttingen angelegt wurde. Diese Sammlungen trugen dazu bei, die Wissenschaft voranzubringen, und ermöglichten die Erforschung der antiken Welt an Orten, die weit von den ursprünglichen Fundorten entfernt waren: Die Zusammenführung zahlreicher Werke an einem Ort erleichterte den direkten Vergleich und vermittelte Wissenschaftlern und Studenten ein umfassenderes Bild der Antike.

Heute bietet die (digitale) Fotografie eine schnellere und billigere Art der Dokumentation von Altertümern, und im Allgemeinen haben Sammlungen von Abgüssen in Museen ihren Reiz verloren, so dass sie oft nicht mehr ausgestellt werden und in Kellern oder auf staubigen Dachböden landen. Andererseits hat der Einsatz computergestützter Methoden und Technologien in der zeitgenössischen archäologischen Forschung, die das dreidimensionale Scannen und die Erstellung digitalisierter Modelle kombinieren, sowie das Experimentieren mit 3D-Visualisierung in Museen den Fokus wieder auf den dreidimensionalen Aspekt von Reproduktionen gelenkt, auch wenn er sich von der Materialität entfernt.

Ziel der Konferenz ist es, den dreidimensionalen Aspekt von Reproduktionen antiker Objekte in einem breiteren interdisziplinären Kontext zu betrachten. Eine Gruppe von Experten aus verschiedenen Disziplinen wird die Rolle von 3D-Reproduktionen antiker Objekte in der wissenschaftlichen Praxis von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart sowie die Rolle von Reproduktionen in der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und zwischen Wissenschaftler:innen und der breiten Öffentlichkeit diskutieren.
 

Die Tagung findet im Rahmen des Projekts »Reproducing Antiquity: Casts of Ancient Coins in the Late 18th – Early 19th centuries« statt, das Wissenschaftsfonds unterstützt wird (FWF Hertha-Firnberg Programm T 1177-G) und am ÖAI durchgeführt wird.

 

 

 

Informationen

 

Termin
6.–7. Dezember 2023

Ort:
ÖAW Theatersaal, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien

Veranstalter
ÖAW-ÖAI

Kontakt
Daniela Williams
Thomas Schwarnthorer

 

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