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Mamba – Ein neues ERC-Projekt

»Exploring Mammoth Bone Accumulations in Central Europe«

17.03.2022
Mammutschädel, Krems-Wachtberg (© ÖAW-ÖAI/M. Händel)

Die Forschungsgruppe Quartärarchäologie ist ein wichtiger Partner im neuen ERC Research Consolidator Projekt MAMBA »Exploring Mammoth Bone Accumulations in Central Europe«. Principal Investigator des Projekts ist Jarosław Wilczyński der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Institute of Systematics and Evolution of Animals, Krakau).

Schon seit dem 19. Jahrhundert waren Forscher und Öffentlichkeit gleichermaßen fasziniert von den Entdeckungen umfangreicher Anhäufungen von Mammutknochen, in denen jungpaläolithische Artefakte wie Stein- und Knochengeräte vorkommen. Langjährigen Forschungen und Diskussionen zum Trotz ist unsere Kenntnis zu diesen Fundstellen und zum Verhältnis von Mammuts und zeitgleichen Gesellschaften von Jäger-Sammler:innen unvollständig. Das neue Projekt untersucht Fundplätze mit Mammutknochenanhäufungen aus dem Randbereich der Westkarpaten und erkundet, wie sie gebildet wurden und welche Funktion sie vor 35.000–25.000 Jahren für die damaligen Jäger-Sammler:innen-Gesellschaften hatten, eine Phase umfangreicher techno-kultureller Umbrüche und Umweltveränderungen im Zuge der Annäherung an das Letzte Glaziale Maximum.

Im Rahmen des neuen Forschungsprojekts werden Materialien aus der gesamten zeitlichen Bandbreite dieses archäologischen Phänomens untersucht. Dabei werden sowohl bestehende Sammlungen betrachtet als auch neue Geländeforschungen an den Schlüsselfundstellen Dolní Věstonice I (Tschechien), Krakau Spadzista (Polen) und Langmannersdorf (Österreich) durchgeführt. Zeitliche und räumliche Veränderungen in den Mammutpopulationen und den Jäger-Sammler:innen-Gesellschaften werden fundstellenspezifisch im lokalen Umweltkontext untersucht. Neben traditionellen archäologischen und bioarchäologischen Methoden kommen dabei auch die neuesten technologischen und methodischen Entwicklungen in den Bereichen aDNA, stabile Isotopen, radiometrische Altersbestimmungen, Paläoumweltrekonstruktionen und paläodemographische Modellierungen zum Tragen.

Die gewonnenen Daten erlauben einerseits eine ganzheitliche Betrachtung der Entstehung von Mammutknochenanhäufungen und produzieren andererseits einen Datensatz, der mit statistischen Methoden untersucht werden kann, so dass sich die Interaktionen zwischen Mensch und Mammut vor dem Hintergrund sich verändernder Paläoumweltbedingungen in Mitteleuropa zum Höhepunkt der letzten Eiszeit entschlüsseln lassen. Dies wird nicht nur die Erforschung des Jungpaläolithikums in Mitteleuropa voranbringen, sondern auch allgemein zum Verständnis menschlichen Verhaltens, kultureller Entwicklungen und Anpassung des Menschen an Klima- und Umweltveränderungen beitragen.

ÖAI-Projektpartner/Kontakt: marc.haendel(at)oeaw.ac.at