Die durch Covid-19 ausgelöste weltweite Krise begleitet uns nun schon über ein Jahr. Wir haben unterschiedliche Phasen durchlebt, von der verspäteten Realisierung des Ausmaßes der Bedrohung und dem folgenden Schockzustand bis hin zu ersten nationalen und zunehmend transnationalen Bemühungen die weltweite Epidemie in den Griff zu bekommen.
In all diesen Phasen spielte wissenschaftliche Expertise eine zentrale Rolle. Wissenschaftler*innen entwickelten Impfstoffe, Therapien und Prognosemodelle, informierten die Öffentlichkeit und berieten die Politik. Hat die wissenschaftliche Gemeinschaft damit aber bereits ihr volles Potenzial an Möglichkeiten ausgeschöpft, unsere Gesellschaft in dieser Krisensituation zu unterstützen?
Wir sind überzeugt, dass es höchste Zeit ist, über blinde Flecken, kurzfristige Perspektiven, disziplinäre Vereinzelung und reaktive Verhaltensweisen des ersten Schockzustandes hinauszuwachsen und diese durch kollektive, umfassende, langfristige und pro-aktive Aktivitäten zu ergänzen. Aus diesem Anlass holten wir Einschätzungen und Stellungnahmen von Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Länder und Disziplinen ein:
Welche Effekte und Nebeneffekte bedürfen stärkerer Beachtung? Wo lässt sich die durch die Krise ausgelöste Disruption – so schmerzhaft und kostspielig diese auch ist – punktuell auch in Chancen verwandeln? Und: was können wir heute tun, um ähnliche Krisen in Zukunft unwahrscheinlicher oder auch besser bearbeitbar zu machen? Die aggregierte und vergleichende Auswertung dieser Umfrage leistet einen Beitrag dazu, unseren Blick wieder zu weiten und gemeinsam an langfristig tragfähigen Optionen zu arbeiten.
Die umfassende Auswertung von 81 Rückmeldungen von Kolleg*innen aus den Sozial- Geistes-, Natur-, Technik- und Lebenswissenschaften in Brasilien, China, Indien, Kanada, USA und auch Österreich weist auf negative kumulative Muster bei Nebeneffekten von Pandemie und Pandemiemanagement hin; sie zeigt Chancen auf aus der Krise für Klimaschutz und verantwortungsvolle Digitalisierung zu lernen und weist auf ein deutliches Votum der akademischen Gemeinde für Paradigmenwechsel in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen hin.
05/2021 – 08/2021