Schon in der Bibel wird Tel Lachisch erwähnt. Rund 40 Kilometer südwestlich von Jerusalem im heutigen Israel gelegen, ist der markante Hügel heute einer der bedeutendsten Fundplätze der Region mit einer jahrtausendealten Geschichte. Seit der Frühbronzezeit und bis zu den Assyrern und Babyloniern um 600 v. Chr. war Tel Lachisch bewohnt. Das zeigen archäologische Ausgrabungen, die ab den 1930er Jahren in der Gegend stattfanden.
In diesem Sommer konnte auch ein Team unter der Leitung von START-Preisträger Felix Höflmayer vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Katharina Streit von der Hebräischen Universität Jerusalem in Tel Lachisch arbeiten. Es waren die ersten österreichischen Grabungen in der Region seit über hundert Jahren und das erste österreichisch-israelische Grabungsprojekt überhaupt. Ziel von „Tracing Transformations“ ist mehr über die Siedlungsschichten am Übergang von der Mittel- und Spätbronzezeit herauszufinden.
Neue Funde zu rätselhafter Epoche
„Zahlreiche Zerstörungshorizonte in der Südlevante lassen für diese Zeit einen fundamentalen gesellschaftlichen und politischen Wandel vermuten. Bislang blieb jedoch die genaue Datierung und somit die historische Einbettung umstritten“, erklärt Höflmayer die archäologische Brisanz dieser Phase des Umbruchs in der Bronzezeit. So wurden zwischen 1.700 und 1.400 v. Chr. etwa die Hyksos, eine vorderasiatische Dynastie in Nordägypten, die der Forschung bis heute Rätsel aufgibt, vertrieben. Welche Auswirkungen das auf die Gesellschaften der Südlevante hatte, ist bislang aber umstritten.
Die jetzigen Ausgrabungen fanden am Westabhang des Tels statt, wo eine Ende der 1980er Jahre aufgelassene Grabung fortgesetzt wurde. Dabei konnte nicht nur ein Teil eines massiven, möglicherweise öffentlichen, Gebäudes aus der Spätbronzezeit freigelegt werden, sondern auch eine frühere und bislang unbekannte stratigraphische Phase nachgewiesen werden. Erste Analysen der dabei aufgefundenen Keramik – darunter auch zahlreiche Importe aus Zypern und der Ägäis – legen laut den Forscher/innen eine Datierung in die beginnende Spätbronzezeit nahe. Eine Vermutung, die auch durch mikroarachäologische Untersuchungen an botanischem Probenmaterial untermauert werden soll, das nun einer Radiokarbondatierung unterzogen wird.
Aufgrund dieser Datierung sind Felix Höflmayer und Katharina Streit zuversichtlich in den kommenden Jahren die Schichten am Übergang von der Mittel- zur Spätbronzezeit zu erreichen und Licht in diese umstrittene Periode bringen zu können. Man darf also gespannt sein, welche Überraschungen dieser prominente Fundplatz in Israel in Zukunft noch bereithält.