01.07.2013

Alle Rohre führen nach Wien

Erstmals Tagung zu mobiler Arbeit in Petroleumindustrie und Bergbau

„Alle Rohre führen nach Wien“ – heißt es in einer Woche in der österreichischen Bundeshauptstadt. Erstmals findet dort eine dreitägige, internationale Konferenz zu mobiler Arbeit in der Petroleumindustrie und im Bergbau statt. Das teilte die Tagungsorganisatorin, die Sozialanthropologin und Arktisforscherin Gertrude Eilmsteiner-Saxinger vom Institut für Stadt- und Regionalforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), am Montag in einer Aussendung mit.

Die Konferenz trägt den Titel „Mobiles Arbeiten im Bergbau und in der Petroleumindustrie“ - „Contemporary issues in long-distance commute work in the extractive industries.“ Im Zentrum stehen die Arbeits- und Lebensbedingungen „jener Menschen, die unsere fossilen Energieträger, wie Erdgas, Erdöl und Kohle sowie weitere, wichtige Rohstoffe fördern. Die Abbaugebiete verlagern sich weltweit stetig weiter in wenig besiedelte bzw. unbewohnte Gebiete. Zum Beispiel in die Arktis oder ins australische Outback,“ erklärt Eilmsteiner-Saxinger.

Insgesamt werde in Regionen, wo keine lokalen Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, das umfangreiche Fernpendeln der Beschäftigten in diesen Industriezweigen immer wichtiger. Bisher seien diese Themen laut der Forscherin, wenn überhaupt, aus abgegrenzt wirtschaftseffizienter Sicht in den Unternehmen analysiert worden. „Unsere – eigentlich weltweit erste Konferenz mit dem Fokus auf Fernpendeln im Bergbau und in der Petroleumindustrie - erreicht eine Zusammenschau möglichst vieler Disziplinen sowie Expertinnen und Experten in diese vielschichtigen Verschränkungen von natürlichen Rohstoffen und sozialen sowie räumlichen Besonderheiten“, betont die Wissenschaftlerin. Thema der Tagung sind auch das private Umfeld mobiler Menschen und regionale Entwicklungen in ihren Herkunftsregionen. Weitere Schwerpunkte sind die Interaktion zwischen den kleineren Gemeinden in den Rohstoffgebieten sowie den einpendelnden Arbeiterinnen und Arbeitern sowie die sozioökonomische Tragfähigkeit der Rohstoffindustrie in ruralen Peripherien.

Referenten sind unter anderem der bekannte Zirkumpolarforscher Prof. Chris Southcott von der Lakehead University in Thunderbay im kanadischen Ontario. Er thematisiert die Teilhabe der lokalen Bevölkerung an den Gewinnen des mobilen Rohstoffsektors in der kanadischen Arktis. Weitere renommierte Teilnehmerinnen sind unter anderem Dr.in Sharon Harwood, Planerin an der James Cook University im australischen Cairns. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung von Dörfern und Kleinstädten rund um die Minen. Diese Siedlungen verlieren stetig an Bevölkerung, da die Arbeiter lieber in den Großstädten leben und fernpendeln, als permanent im Outback zu wohnen. Zum russischen Fernpendeln wird neben Dr.in Gertrude Eilmsteiner-Saxinger und anderen Vortragenden Dr.in Olga Povoroznyk, Ethnologin an der Russischen Akademie der Wissenschaften sprechen, die das Beispiel von fernpendelnden Indigenen einbringt.

Den Bezug jedes einzelnen Menschen hierzulande zum Konferenzthema bringt Eilmsteiner-Saxinger, die seit langen Jahren als Feldforscherin in entlegensten Regionen zum Rohstoffabbau arbeitet, „praktisch einfach auf den Punkt. Jeder von uns, der sich heute auf dem Gasherd seinen Frühstückskaffee gekocht hat, kam schon indirekt mit jenen Menschen in Berührung, die 4.000 Kilometer entfernt, am Gasfeld Yamburg täglich ihre Arbeit für unser Gas leisten und in Fernpendlercamps leben“. Diese Siedlung jenseits des Polarkreises in Westsibirien ist von 6.000 mobilen Menschen zyklisch besiedelt. Yamburg liefert jenes Erdgas, von dem wir in Europa, auch in Österreich, zum Großteil versorgt werden.“

Veranstaltet wird die Tagung vom bis 2015 laufenden Projekt „Lives on the Move – FernpendlerInnen im hohen Norden Russlands“ unter der Leitung von Prof. Heinz Faßmann in Kooperation mit dem Arbeitskreis Arktis und Subarktis. Dieses vom österreichischen Forschungsfonds (FWF) finanzierte Projekt ist am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien und dem Institut für Stadt- und Regionalforschung (ISR) an der ÖAW angesiedelt.

Terminaviso:
Veranstaltung: „Mobiles Arbeiten im Bergbau und in der Petroleumindustrie“ - International Conference „Contemporary issues in long-distance commute work in the extractive industries “

Datum: Montag, 08. 07. 2013
Zeit: 09.00 (bis Mittwoch, 10. 07. 2013 13.00 Uhr)
Ort: Kunsthalle Wien Karlsplatz, Treitlstrasse 2, A-1040 Wien


Für Interviews stehen Ihnen die teilnehmenden Forscher/innen sehr gerne zur Verfügung. Wir stellen auch ein Dolmetschservice aus den Konferenzsprachen Russisch und Englisch zur Verfügung. Kontaktieren Sie hier bitte frühzeitig direkt Frau Mag.a Gabriele Rampl.

Kontakt:
Dr.in Gertrude Eilmsteiner-Saxinger
Institut für Stadt- und Regionalforschung
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Postgasse 7/4/2, A-1010 Wien
Telefon: +43(0)660/2118551
Gertrude.Eilmsteiner-Saxinger@univie.ac.at


Mag.a Gabriele Rampl
Science Communications „Lives on the Move”
Telefon: +43(0)650/2763351
office(at)scinews.at
www. scinews.at