Mi, 14.12.2022 17:30

»Kopilo, Zentralbosnien«

Hybridvortrag | Wien

Blick auf die Nekropole in Kopilo (© ÖAW-ÖAI/I. Petschko)
»Kopilo, Zentralbosnien: eine neue Nekropole der Spätbronze- und Früheisenzeit im westlichen Balkan«

Mario Gavranovic | ÖAI

Die Kenntnisse über die Bestattungssitten während der Bronze- und Eisenzeit im montanen Raum des westlichen Balkans stützten sich bis vor kurzem auf alte, kontextlose Funde. Für manche Regionen, wie z. B. durch Flusstäler- und Becken geprägte Landschaft Zentralbosniens gab es überhaupt nur vereinzelte Funde aus zerstörten Gräbern ohne konkrete Angaben über den Grabbau, Ausrichtung oder sonstige Einzelheiten der funeralen Praxis. Auch wenn weiderholt von Körperbestattungen die Rede war, erhaltene menschliche Überreste aus der Spätbronze- und Früheisenzeit (1200–500 v. Chr.) gab es aus dieser Region bislang nicht. Im Gegensatz dazu, zeigten die Siedlungsforschungen ein dichtes Besiedlungsnetz mit langlebigen, gut vernetzten und prosperierenden Höhensiedlungen. Die Frage nach den Bestattungsorten blieb aber lange Zeit unbeantwortet.

Mit der Entdeckung und Freilegung der Nekropole Kopilo in 2021 und 2022 sowie weiterer Bestattungen in der Mikroregion des Zenica-Beckens am Fluss Bosna hat sich die Lage grundlegend geändert. Zum ersten Mal ist es nun möglich einen, unmittelbar bei der gleichnamigen Höhensiedlung angelegten Bestattungsplatz zu untersuchen. Insgesamt konnten 46 Körpergräber geborgen werden, mit mehreren Doppel- und Dreifachbestattungen. Die Toten wurden in einer seitlichen Lage, innerhalb der aus Stein gebauten Grabkonstruktionen bestattet. In einigen Gräbern befanden sich nur ausgewählte Skelettteile, die auf sekundäre Bestattungen hinweisen. Ausgehend von der Position und Lage der Skelette, lässt sich annehmen, dass viele Gräber weiderholt geöffnet wurden um Platz für neue Bestattungen zu machen. Das reiche Fundspektrum besteht vornehmlich aus Schmuck mit sowohl lokalen als auch weit verbreiteten Formen, die in einen Zeitraum zwischen dem 10. und dem 6. Jh. v. Chr. datieren. Hervorzuheben sind Schmuckteile (Anhänger) mit einem Verbreitungsschwerpunkt im ostbalkanischen und mazedonischen Raum sowie Gefäße mit den für den Donauraum typischen Verzierungen, die auf ein weitreichendes Kommunikationsnetz der lokalen Gemeinschaft hindeuten.  

 

 

Informationen

 

Termin
14. Dezember 2022, 17.30 Uhr 

Ort
Seminarraum , 1. Stock, Hollandstraße 11-13, 1020 Wien
Zoom link
(Meeting-ID: 919 8389 3746, Passcode: 44t4iZ)

Veranstalter
ÖAW-ÖAI

Kontakt
Thomas Schwarnthorer
 

Einladung