TA und Politik. Zwei Jahrzehnte Technikfolgenabschätzung und Politik – Rückblick in die Zukunft, Fünfte österr. TA-Konferenz, 30. Mai 2005, Wien
Die verschiedenen institutionellen Varianten und methodischen Ansätze, inhaltlichen Schwerpunkte und disziplinären Ausrichtungen der Technikfolgenabschätzung eint die Absicht, Politik mitzugestalten. Das Ziel, einen konkreten Beitrag zur Entscheidungsfindung zu leisten, kann und muss, je nach den Voraussetzungen, auf sehr unterschiedliche Weise erreicht werden: Voraussetzung für die Umsetzung kann institutionelle Nähe wie institutionelle Ferne (und damit Unabhängigkeit) von den Zentren der Entscheidungsfindung sein; breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeit wie vertrauliche Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern; Zusammenarbeit mit dem Parlament wie mit der Verwaltung; Expertenwissen wie partizipative Ansätze. Themenwahl und Timing können an der jeweiligen politischen Agenda ausgerichtet sein, oder bewusst antizipativ zum ‚Agenda-Setting' beitragen. Nicht zuletzt spielt das jeweilige politisch-gesellschaftliche Umfeld eine zentrale Rolle für die Gestaltung und die Politikrelevanz von TA.
Allerdings wird die Expertise der Technikfolgenabschätzung von den Adressaten keineswegs immer angenommen. Das Verhältnis von TA und Politik ist und bleibt ein spannungsgeladenes und aktuelles Thema der TA-Community. Die fünfte österreichische TA-Konferenz stellt diese Ambivalenz in den Mittelpunkt der Diskussion. Der Zeitpunkt scheint dafür gut geeignet. Im Mai 1985, vor genau 20 Jahren, wurde die wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung in Österreich erstmals institutionell verankert, und zwar – anders als in vielen anderen Staaten – an der Akademie der Wissenschaften. Die Aufgabe, TA so zu positionieren, dass sie für Politik und Verwaltung als relevant erkannt wird und zur Lösung ihrer Problem beiträgt, stellt sich demgemäss für deutlicher als für die TA-Institute, die direkt an das Parlament angebunden sind. Der Jahrestag ist ein guter Anlass, sich diesem Thema zu widmen. Die Tagung will über die Selbstreflexion in- und ausländischer TA-ForscherInnen hinaus, Außensichten einbeziehen. Daher sollen auch VertreterInnen aus Politik und Verwaltung zu Wort kommen.
Während der Vormittag der Tagung eingeladenen SprecherInnen sowie einer Podiumsdiskussion gewidmet sein wird, werden am Nachmittag in mehreren Parallelsessionen TA-Projekte vorgestellt und diskutiert, die das Verhältnis der TA zur politischen Praxis illustrieren. Thematisch gibt es keine Einschränkungen – der Fokus der Beiträge muss jedoch auf der "politischen Dimension" des jeweiligen Projekts liegen. Hauptgegenstand des Vortrags sollte die Beantwortung einer oder mehrerer der folgenden Fragen den bilden:
UK – you've done better? oder Zu welchem Ende befördert eine Regierung eine nationale TA-Debatte?
12 Jahre Technology Assessment in der Schweiz
Technikfolgenabschätzung in Deutschland. Erfahrungen, Gegenwart und Zukunftsperspektiven
Festgefahrene Positionen – Was tun? Erfahrungen des TAB im Feld der Energiepolitik
TA und die politische Rationalität
Manfred MAI, Universität Duisburg-Essen, FB Gesellschaftswissenschaften, Politikwissenschaft
Experten für soziale Akzeptanz wider Willen und Anspruch: Gedanken über das Image sozialwissenschaftlicher Technikforschung in Verwaltung und Politik
Michael ORNETZEDER, Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), Wien
20 Jahre Technikfolgenabschätzung in Österreich
Walter PEISSL und Michael NENTWICH, Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA), ÖAW, Wien
Der blinde Fleck der TA. Das Beispiel ‚Informatik im Kontext' der Universität Hamburg
Die Neue Rolle der TA in der FTI-Politik
Wissenschaft und Politik in der TA – Umarmungen und Distanzierungen
Armin SPÖRK, Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ)
TA und Politik: Einfluss durch die Hintertür?
Gunther TICHY, Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA), ÖAW, Wien