Dieses interdisziplinäre vergleichende ESF Networking Programme geht von der Frage aus, welche neuen gesellschaftlichen Konfliktstrukturen in post-industriellen Gesellschaften durch die gegenwärtigen Prozesse der Transnationalisierung, Migration, religiösen Mobilisierung und kulturellen Differenzierung entstehen. Diese Strukturen können als neue Formen „komplexer Diversität“ beschrieben werden. Komplexe Diversität ist ein globales Phänomen, spielt aber eine besondere Rolle für europäische Gesellschaften, in denen soziale Rechte, supranationale Politiken und kulturelle Diversität einen hohen Grad an Legitimität besitzen, zugleich aber zunehmend miteinander in Widerspruch geraten. Als Vergleichsland auf zu Europa dient Kanada, das auf diesem Gebiet interessante Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zur europäischen Situation aufweist.

Der Prozess der Nationalstaatenbildung war geprägt von Kämpfen um territoriale Machtkonzentration, politische Partizipation und soziale Rechte. Seit damals haben sich die sozialen und politischen Gesellschaftsstrukturen stark verändert. Die einfache Diversität industrieller Gesellschaften – geprägt von Klassenkonflikten in souveränen Nationalstaaten – wurden von einer neuen komplexen Diversität abgelöst, in der eine Vielfalt von sozialen, politischen und kulturellen Konfliktlinien einander kreuzen und auf nationaler und supranationaler Ebene um Anerkennung kämpfen.

Ziel des Programms ist die Identifizierung dieser neuen Konfliktlinien und damit verbundener normativer Fragen in Europa und Kanada. Darauf aufbauend werden mögliche Anpassungen von Institutionen, Politiken und kulturellen Ressourcen diskutiert, die den Anforderungen komplexer Diversität angemessen sind. Im Zentrum stehen die Problemfelder Sprachenvielfalt und politische Kommunikation, religiöser Pluralismus, Transnationalismus sowie Multikulturalismus und Wohlfahrtspolitik.

Das Programm wird vom “Centre for Research on Ethnic Relations and Nationalism” (CEREN), Helsinki, dem „Centre National de Recherche Scientifique“ (CNRS), Paris, und dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC), Madrid geleitet.

Im Rahmen des Programms werden acht Workshops und eine Sommerakademie für graduierte Studierende organisiert. Eine Working-Papers-Reihe wird Homepage des Programms veröffentlicht.

Publikationen


Information

Projektleiterin (Österreich):
Monika Mokre

Finanzierung:
Drittmittel (European Science Foundation)

Projektdauer:
01.01.2010 – 30.11.2014