Während die Schule der Wiener Kunstgeschichte des späten 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als wichtiger Impulsgeber fachlich-methodischer Erneuerung der Disziplin Kunstgeschichte international von der Fachgeschichtsschreibung anerkannt ist, so wenig ist erstaunlicherweise die Entwicklung der universitären Disziplin der Kunstgeschichte nach 1945 an den verschiedenen Wiener Lehr- und Forschungsanstalten erforscht. Dabei wirft die ‚innere‘ Geschichte des Faches Kunstgeschichte und ihrer Akteur*innen vor dem Hintergrund von Faschismus, Entnazifizierung und Kalten Krieg sowie der Rolle Wiens als Brückenkopf zwischen Ost und West nach 1945 weitreichende Fragen auf. Diese haben über eine Selbstreflexion des Faches und seiner Vertreter*innen hinausreichend grundlegende Bedeutung für die kulturelle Landschaft Wiens und Österreichs bis in die Gegenwart.
In dem von der Stadt Wien finanzierten Projekt wird mittels eines quellenbasierten, historiografischen Ansatzes danach gefragt, wie sich die Disziplin Kunstgeschichte nach 1945 in Wien entwickelt hat. Anhand von drei institutionellen Fallbeispielen – den Lehrkanzeln/Lehrstühlen der kunstgeschichtlichen Institute der Universität Wien und der TU Wien sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – soll eine systematische Erfassung und Erschließung des relevanten Quellenmaterials vorgelegt werden. In der Betrachtung dieser drei Institutionen stellen sich nicht nur Fragen nach der Kontinuität der Wiener Schule als methodischen und ideellen Ankerpunkt der Kunstgeschichtsschreibung nach 1945, sondern auch nach den biografischen Netzwerken und nach den Inhalten von Forschung und Lehre.
In Anlehnung an Studien zur institutionalisierten Kunstgeschichte nach 1945, vor allem im geteilten Deutschland (BRD und DDR) und in der Schweiz, wird unser Projekt die materiellen Grundlagen für eine umfassende Beschäftigung mit den Akteuren und Netzwerken der Wiener Kunstgeschichte ab 1945 schaffen. Neben der Auswertung der fachimmanenten Quellenbestände und von Unterlagen behördlicher Überlieferungen wird zudem angestrebt, Zeitzeug*inneninterviews durchzuführen, um dadurch eine breite Übersicht über die Situationen der Wiener Kunstgeschichte(n) nach 1945 bis in die 1980er Jahre zu gewinnen.
Kontakt und Projektleitung
Projektmitarbeit
Dr. Oliver Sukrow (TU Darmstadt)
Laufzeit
Oktober 2023 - September 2024
Finanzierung
Stadt Wien, MA 7 – Kultur-, Wissenschafts- und Forschungsförderung