21.02.2024

Österreichische Archäologie im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft

Eine neue Publikation vereint Beiträge über Archäologie in der Ersten und Zweiten Republik

Hermann Junker in Turah, Ägypten (© Institut für Ägyptologie, Universität Wien)

Wissenschaftliche Arbeit steht in Wechselwirkung mit politischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten und Veränderungen. Im Bereich der Archäologie hat man der Erforschung ihrer Auswirkungen auf das Fach lange nur wenig Beachtung geschenkt; erst seit jüngerer Zeit widmet man sich verstärkt diesem Themenkreis wie auch dem Studium der eigenen Geschichte, wobei die Aufmerksamkeit bisher oftmals auf die Zeitspanne unmittelbar vor und während des Zweiten Weltkrieges gerichtet war.

Im Unterschied dazu war die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Gründung der Republik Österreich organisierte Konferenz »Archäologie und Republik. Reflexionen zur Archäologie in Österreich in der Ersten und Zweiten Republik« in erster Linie der Arbeit österreichischer Archäolog:innen seit 1918 gewidmet, ohne jedoch das Hauptaugenmerk auf die Zeit des Nationalsozialismus zu legen. Sie vereinigte Wissenschaftler:innen aus verschiedenen archäologischen bzw. der Archäologie nahestehenden Disziplinen, die ein breit gefächertes Spektrum an Vorträgen boten, die im neuen Band der Reihe »Oriental and European Archaeology« vorgelegt werden.

Der Bogen spannt sich von Grabungen von Fachleuten und Laien im Inland bis zu Arbeiten österreichischer Archäolog:innen in Ägypten und im Vorderen Orient. Die Beiträge sind jedoch nicht nur der Grabungsarchäologie gewidmet: Ebenso wird beleuchtet, wie sich Institutionen – wie die Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, das Bundesdenkmalamt und die Prähistorische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – entwickelt und verändert haben.

Weitere Schwerpunkte bilden die Vermittlung und Rezeption von Forschungsergebnissen in der Zwischenkriegszeit bzw. während des Zweiten Weltkrieges sowie die Personengeschichte. Somit bietet der Band einen schlaglichtartigen Überblick über die Vielfalt österreichischer archäologischer Forschungstätigkeit vorrangig seit der Ausrufung der Ersten Republik. Er vermag nicht nur, als Ausgangspunkt für eine weitere Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte des Faches zu dienen, sondern ermöglicht auch ein besseres Verständnis seiner Vergangenheit und damit auch seiner Gegenwart.

 

ZAVADIL Michaela (Hg.), Archäologie und Republik. Reflexionen zur Archäologie in Österreich in der Ersten und Zweiten Republik, Oriental and European Archaeology (OREA), 28, 1. Auflage, 2024 https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/archaeologie-und-republik/99200911