Immunglobuline in der Prävention/Therapie der Zytomegalie-Virusinfektion nach Transplantationen

Die Cytomegalievirus (CMV) - Infektion zählt zu den häufigsten Infektionskomplikationen bei organtransplantierten Patienten. Während eine CMV-Infektion bei immunkompetenten Menschen wenig symptomatisch verläuft, kann sie bei Immunsupprimierten zu schwerwiegenden Folgen führen. In der Transplantationsmedizin wird die CMV-Infektion mit Transplantatdysfunktion und -abstoßung in Zusammenhang gebracht.

Die wichtigsten Kriterien zur CMV-Infektionsrisikoeinschätzung sind die CMV-Antikörperkonstellation zwischen Organempfänger und -spender, die Art der immunsuppressiven Therapie und das transplantierte Organ selbst. Die Wahl der Präparategruppe zur CMV-Prophylaxe bzw. -Therapie sowie der jeweilige Beginn sind in Diskussion.

Methoden

In diesem Health Technology Assessment wurden auf einem systematischen Review (Immunglobuline in der Transplantationsmedizin) aufbauend Infektionsgrundlagen, Transplantationsdaten und ökonomische Aspekte analysiert und neue Handlungsoptionen aufgezeigt. Die Daten aus der Metaanalyse ermöglichten den Vergleich mit anderen Prophylaxe- bzw. Therapieoptionen.

Ergebnisse

  • Immunglobuline (allgemeine und CMV-spezifische) führen zu einer signifikanten Reduktion von CMV-Infektionen sowie -Erkrankungen im Vegleich zu Plazebo oder keiner Prophylaxe bzw. Therapie.
  • Ein Wirksamkeitsvergleich, basierend auf systematischen Reviews und Metaanalysen zu Immunglobulinen und Virustatika zeigt, dass keine Evidenz vorliegt, dass Immunglobuline Virustatika vorzuziehen sind. Es liegt weiters keine Evidenz vor, dass Immunglobuline additive Effekte zu antiviraler Therapie besitzen. Wichtig ist auf die durchschnittlich geringe Studienqualität hinzuweisen und dies bei der Ergebnisinterpretation zu berücksichtigen.
  • Kosten-/Nutzenanalysen folgend sind Virustatika die kosteneffektiveren Prophylaxe- bzw. Therapieoptionen.

Conclusio

  • Die aktive CMV-Infektion kann schon vor Auftreten klinischer Symptome mittels pp65-Test oder PCR diagnostiziert werden. Dies ermöglicht ein kombiniertes CMV-Management bestehend aus zielgerichteter, risikoadaptierter Prophylaxe und präemptivem Therapiebeginn.
  • Die ähnliche, tendenziell schlechtere klinische Wirksamkeit der Immunglobuline im Vergleich zu Virustatika (z.B.: Ganciclovir) lässt den Mehrwert - die geringere Toxizität - auch im Hinblick auf die erheblichen Mehrkosten als marginal beurteilen.
  • Aus klinischer wie aus ökonomischer Perspektive wird ein systematisches Vorgehen im CMV-Management angeregt: Analyse des Ist-Zustandes, Erarbeitung konkreter, interner Vorgehensweisen anhand von evidenzbasierten Leitlinien mit begleitender Dokumentation, Patienteneinschluss in korrekt geplante, multizentrische Studien und Überlegungen zum Einsatz eines CMV-Koordinators.

Laufzeit

12/2000 - 09/2001

Kontaktpersonen