Projektbeschreibung

Mitglieder von Händlerdiasporagemeinschaften spielen als kulturelle (und sprachliche) Übersetzer im frühneuzeitlichen bis frühmodernen Iran eine bedeutende Rolle. In der Forschung zur neueren Geschichte Irans und Mittelasiens haben bislang vor allem nicht-muslimische (z.B. armenische) Gemeinschaften Beachtung gefunden.

Das Projekt konzentriert sich nun auf muslimische Händlerdiasporagemeinschaften und fragt, wie sie als „(trans-)imperiale Eliten“ zur Transformation des iranischen Raums in der Zeit zunehmender britischer und russischer Dominanz bis zur Etablierung territorialer Nationalstaaten in Iran und Mittelasien nach dem ersten Weltkrieg beitrugen und wie diese Transformationen auf sie zurückwirkten.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die vergleichende Untersuchung der Karrieren eines tatarisch-bucharisch-russischen und eines iranischen Diplomaten. Der aus dem russischen Orenburg gebürtige Dragoman und Unternehmer Mir Hajdar Mirbadalev (1856-1938) war im russischen und bucharischen diplomatischen Dienst im Emirat Buchara bis zu dessen Auflösung 1920 tätig und entfaltete anschließend eine bemerkenswerte Exiltätigkeit in Britisch-Indien und in Iran. Sein Zeitgenosse, der aus der Erevaner muslimischen Händlerdiaspora in Tabriz stammende Mirza Reza Khan (Arfaʿoddouleh) (1854?-1937/8), machte eine glänzende Karriere im iranischen diplomatischen Dienst mit Stationen unter anderem in Tiflis, St.Petersburg und Istanbul.