Iranistik wird oft sprachlich definiert: Vereinfacht gesagt bilden ihren Gegenstand jene Sprachen, die dem iranischen Zweig der indoeuropäischen Sprachen zuzuordnen sind, und Gesellschaften, deren Mitglieder sich dieser Sprachen bedienten oder bedienen. Demgemäß könnte man die Forschung des Instituts auf eine Karte projezieren, in deren Mitte die drei offiziell persischsprachigen modernen Nationalstaaten liegen: Iran, Afghanistan und Tadschikistan. Dazu kommen Regionen mit Sprechern anderer neuiranischer Sprachen: Tadschikisch und Pamirsprachen in Zentralasien, Kurdisch und Gorani im östlichen Mittelmeerraum, Ossetisch im Kaukasus... Doch der historische Einfluss der persischen Sprache – als Verwaltungs-, Verkehrs- oder Bildungssprache – reicht noch weit darüber hinaus: Neben dem Kaukasus, Mittelasien und Südasien spielte im Osmanischen Reich und damit auch in Südosteuropa (v. a. Bosnien) das Persische ein bedeutende Rolle bis in die Neuzeit. In Antike und Frühmittelalter fand das Sogdische (eine ostmitteliranische Sprache) entlang der Seidenstraße Ausbreitung bis nach China.

Doch eine kulturwissenschaftlich orientierte Iranistik muss sich von einer exklusiven Bindung an Sprache lösen und kulturelle Prozesse insgesamt in den Blick nehmen. Auch kulturelle Zwischen- und Grenzräume, Diaspora und Exil, Fremd- und Selbstbilder sind dabei von Bedeutung. In dieser Weise versucht die Forschung des Instituts für Iranistik ihrem Anspruch gerecht werden, nicht nur eine wichtige Rolle in der Weiterentwicklung der internationalen Iranistik zu spielen, sondern auch durch exemplarische Forschung zu iranisch geprägten Gesellschaften sich an der Theoriebildung der kulturwissenschaftlichen und sozialgeschichtlichen Asienforschung insgesamt zu beteiligen. Die erwähnte "iranische" historische Komponente spielt dabei eine wichtige Rolle und wird für das Institut für Iranistik stets das zentrale Forschungsfeld bilden.

Die Forschung des Instituts soll zwar nicht unmittelbar anwendungsorientiert betrieben werden, aber sie unterstützt „anwendungsoffen“ eine "Entideologisierung" und „De-Essentialisierung“ heute gängiger Erklärungsmodelle der Geschichte des iranischen Raums. So stellt sie eine direkte Grundlage für die notwendige kritische Reflexion und Bewertung aktueller strategischer Entwicklungen, Argumentationen und öffentlicher Diskurse zur Verfügung, die gerade für den iranischen Raum (einschließlich Zentralasien) in seinen Beziehungen zu Europa noch auf lange Zeit von größter Bedeutung bleiben werden.