14.06.2019

Fux.Opernfest der Styriarte – „Dafne“ in neuem Gewand

„Verwandelt“ ist das Festivalmotto der diesjährigen Styriarte. Einen Höhepunkt bildet das Fux.Opernfest mit der Aufführung der Oper „Dafne in Lauro“, die in einem phantasiereichen Ineinanderwirken von Musik, Szene, Video, Kostüm und Tanz als barockes Spektakel alle Sinne zu verzaubern verspricht. Das Werk wurde am IKM eigens für diese Aufführung neu ediert und für die Praxis eingerichtet. Das Notenmaterial wird künftig auf Fux-online bereitstehen, um weitere Ensembles für diese Oper „in neuem Gewand“ zu begeistern.

Johann Joseph Fux, Titelblatt der Oper Dafne in Lauro, 1714 (ÖNB, Mus.Hs. 17249)

Das renommierte Grazer Musikfestival Styriarte setzt heuer unter dem Titel „Fux.Opernfest“ einen mehrjährigen Zyklus mit Opern des gebürtigen Steirers Johann Joseph Fux (ca. 1660–1741) fort. Diesmal steht eine der beliebtesten Opern von Fux auf dem Programm: Dafne in Lauro, erstmals aufgeführt zum Geburtstag Kaiser Karls VI. am 1. Oktober 1714. Die Handlung bereichert den Mythos von der Nymphe Dafne, die sich den Nachstellungen Apollos durch Verwandlung in einen Lorbeerbaum entzieht, durch weitere Figuren: den Liebesgott Amor, der zwischen den Protagonisten die Fäden zieht, oder die zentrale Rolle der Diana, die die keusche Göttin der Jagd verkörpert.

Fux’ Vertonung zeichnet sich durch ein breites charakterliches Spektrum aus, das die Personen und ihre Stimmungen feinsinnig und differenziert ausleuchtet. Soloinstrumente wie Chalumau, Traversflöte, Gambe und Theorbe intensivieren starke Affekte und Schlüsselszenen durch ihre besonderen Klangfarben. Einzelne Klangfarben wie jene der Laute, die dem Apoll zugeordnet ist, werden symbolisch eingesetzt. Bei der Styriarte erweckt das Zefiro Barockorchester unter Alfredo Bernardini die Oper und ihre mythischen Figuren erneut zum Leben, die Kostüme von Lilli Hartmann lassen das Publikum auch visuell in die zwischen Antike und Barock schillernde Vergangenheit eintauchen.

Eine glückliche Verbindung ist auch die Kooperation von Styriarte und der am IKM angesiedelten Fux-Ausgabe: Eigens für das Fux.Opernfest werden hier Aufführungsmaterialien erstellt, die nach dem Konzert als ‚praxiserprobte‘ Stimmen open access auf fux-online zum Download zur Verfügung stehen werden. Darüber hinaus wird das Werk in die gedruckte Ausgabe Johann Joseph Fux – Werke aufgenommen. Mit philologischen Erkenntnissen aus dem Quellenstudium, aktueller Editionsmethodik und zahlreichen Korrekturen in Musik und Text wird der Band gegenüber der 1998 erschienenen Erstedition einen neuen Standard setzen.

Dafne in Lauro ist in nur einer zeitgenössischen Partiturabschrift sowie Streicherstimmen überliefert, das Libretto des von Pietro Pariati verfassten Textes ist nicht als Druck erhalten. Dadurch stehen nur bedingt Vergleichsmaterialien zur Verfügung, die bei problematischen oder fehlerhaften Stellen zu Rate gezogen werden könnten. Aus den originalen Streicherstimmen flossen aufführungspraktische Details und Korrekturen in die Edition ein. Wörtlich oder modifiziert wiederkehrende Stellen wurden miteinander verglichen und dort, wo es musikalisch sinnvoll erscheint, aufeinander abgestimmt. In der Dirigierpartitur sind die Herausgeberzusätze gekennzeichnet, ein separater Kritischer Bericht informiert über abweichende Lesarten in den Quellen sowie vom Herausgeber vorgenommene Korrekturen.

Die Größe der einzelnen Instrumentengruppen sowie die Besetzung der Tuttistellen war stets von den Ausführenden, vom Raum und der Akustik abhängig. Als Ideal galt eine klangliche Balance zwischen den Stimmen. Ganz im Sinne der barocken Aufführungspraxis soll keine Rekonstruktion einer bestimmten Ausführung entstehen, sondern die in einem gewissen Grad offene klangliche Realisierung muss auch heute an den jeweiligen Gegebenheiten ausgerichtet werden – dies gilt auch für die drei Aufführungen am 21., 22. und 24. Juni 2019 in der Helmut List Halle in Graz.

Begleitend zu den Opernaufführungen finden in Graz (Palais Attems, Sackstr. 17) am 22. Juni 2019 (11:00 Uhr) die bereits etablierten Fux.GESPRÄCHE statt, mit einem Vortrag von Ramona Hocker (IKM) und Künstlergesprächen. Ein Mitschnitt von der Premiere wird am 3. Juli 2019 um 19:30 Uhr auf Radio Ö1 gesendet.