Byzantinisch-Serbische Grenzräume in Transition:

Migration und Elitenwechsel im vor-osmanischen Mazedonien (1282–1355)

[FWF Projekt P 30384-G28]

Der europäische Kontinent in seiner Gesamtheit und die Europäische Union im Besonderen befinden sich derzeit in einer Phase der zunehmenden Dynamik sowohl die interne Migration als auch die Immigration betreffend. Migration mit all ihren verschiedenen Aspekten war stets ein Teil der Geschichte des europäischen Kontinents. In mittelalterlichen Gesellschaften ist die Frage der Migration eng mit der Definition und der Darstellung mittelalterlicher Grenzen verbunden. Karten in historischen Atlanten sind derart gestaltet, dass sie klare Linien zwischen politischen Formationen und Reichen ziehen, was jedoch weder in der Antike, noch im Mittelalter, noch in der Frühen Neuzeit die Realität von Zivilisationen widerspiegelt. Die Dynamik der Grenzen prägt gleichzeitig die Dynamik von Siedlungsmustern sowie Verkehrsnetzen. Das betreffende Einzelprojekt beschäftigt sich mit den Grenzen des Byzantinischen (Oströmischen) Reiches im mittelalterlichen Südosteuropa, genauer im vor-osmanischen (d. h. Byzantinischen) Mazedonien. Weitreichende politische Veränderungen traten auf der südlichen Balkanhalbinsel vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein, als sich das serbische mittelalterliche Königreich unter dem König Stefan Uroš II. Milutin auf Kosten des Byzantinischen Reiches nach Süden ausbreitete, was bis zum Tode des Zaren Stefan Uroš IV. Dušan (1355) anhielt. Dies wiederum wirkte sich auf die Grenzräume und grenzübergreifenden Gesellschaften zwischen beiden Reichen im vor-osmanischen (d. h. Byzantinischen) Mazedonien aus, vor allem in fünf ausgewählten Zielgebieten (im Flußtal der Strumica, Lesnovo, Skopje, Ohrid und Prilep). Obwohl grundlegende Veröffentlichungen sowohl über die Bevölkerung als auch über die Migration im Byzantinischen Mazedonien vorliegen, besteht ein dringender Bedarf für diese Art von Forschung, die auf schriftlichen Quellen und Ortsnamen bzw. Flurnamen basiert. Zwei miteinander verknüpfte Forschungsfragen werden in zwei unterschiedlichen Arbeitspaketen behandelt, die wie folgt lauten: „Konkurrierende politische Konzepte – Byzanz und die Mittelalterliche serbische Ökumene“ und „Grenzübergreifende Gesellschaften und Elitenwechsel im Byzantinischen Mazedonien“. Den Ausgangspunkt bilden die mittelalterlichen schriftlichen Quellen, d. h. serbische und byzantinische Urkunden als Hauptquellengruppe, sowie weitere ausgewählte schriftliche Quellen aus dem mittelalterlichen serbischen Königreich. Die Quellen werden unter dem Gesichtspunkt der vorgenannten Forschungsfragen analysiert, insbesondere auf den Methoden der Historischen Geographie basierend. Spezielles Augenmerk wird auf die Analyse der Formulierungen in Hinblick auf die serbische Expansion im Arbeitsgebiet, den Erwerb neuer Territorien und deren administrative Eingliederung auf der Makroebene sowie die Verortung der eroberten Siedlungen mit sich verändernden Siedlungsformen (Dorf, Weiler, Wüstung etc.) und den Elitenwechsel auf der Mikroebene gelegt. Darüber hinaus werden Methoden aus den Digitalen Geisteswissenschaften (Digitalen Humanities) in der kartographischen Darstellung und Visualisierung eingesetzt, um die erzielten Forschungsergebnisse der interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Dauer: 1. Oktober 2017-31. März 2022

Doz. Mag. Dr. Mihailo Popović (Projektleiter)

Bernhard Koschicek-Krombholz, BSc BA (Projektmitarbeiter)

Vratislav Zervan, MA, PhD (Projektmitarbeiter)