01.05.2020

HistoGenes

Seit Mai 2020 läuft in Wien ein internationales Großforschungsprojekt: der ERC Synergy Grant HistoGenes (Integrating genetic, archaeological and historical perspectives on Eastern Central Europe, 400-900 AD).

Bildnachweis:Gräberfeld von Mözs. © Photo: János Ódor, Szekszárd

Das Projekt ist mit 10 Millionen Euro dotiert und wird 6 Jahre dauern. Koordiniert wird es von Walter Pohl, Professor an der Universität Wien und Direktor des Instituts für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Wiener Team beteiligt sind auch der Archäologe Falko Daim sowie die Anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museums. Drei führende ausländische Forscher leiten weitere Teams: der Genetiker Johannes Krause am Max-Planck-Institut in Jena, der Historiker Patrick Geary am Institute for Advanced Study in Princeton und der Archäologe Tivadar Vida an der Universität Budapest.

Das Projekt erschließt eine neue Dimension in der genetischen Analyse alter DNA und der historischen Deutung der Ergebnisse. Die Archäogenetik hat in den letzten Jahren spektakuläre Fortschritte gemacht, von der Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms bis zum Nachweis neolithischer Wanderungen nach Europa. Nun ist es erstmals möglich, die genetisch bereits außerordentlich einheitliche Bevölkerung historischer Epochen in Europa zu analysieren. Das HistoGenes-Projekt dringt dabei in ganz neue Größenordnungen vor und wird 6000 Individuen aus dem 5.-9. Jahrhundert n. Chr. in Ostmitteleuropa analysieren. Dazu kommen eine Reihe weiterer hochentwickelter naturwissenschaftlicher Verfahren: Isotopenanalyse hilft Zuwanderer zu erkennen, physische Anthropologie gibt Auskunft über Ernährung, körperliche Arbeit und Kampfverletzungen, Sedimentuntersuchung kann klimatische Bedingungen belegen, und Krankheitskeime sollen genetisch nachgewiesen werden. Neuartig ist auch, dass Historiker/innen direkt in die Deutung der Befunde eingebunden sind, sodass eine kritische historische Auswertung auf neuestem Forschungsstand stattfinden kann. Mit den Projektergebnissen wird es erstmals möglich sein, die vielfältigen Migrationen während der ‚Völkerwanderungszeit‘ nachzuvollziehen. Woher kamen die vielen Völker, die in den Schriftquellen genannt sind? Wie weit haben sie sich vermischt? Entsprechen die genetischen Unterschiede kulturellen Differenzen? Und wie waren die lokalen Gemeinschaften aufgebaut, in denen die Menschen lebten? Dadurch entsteht ein ganz neues Gesamtbild der Lebensverhältnisse vor 1500 Jahren.

Anlässlich des ersten Teamtreffens wurde das Projekt im Februar 2020 auch einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt . Die vier ‚Principal Investigators‘ und weitere Senior Researchers präsentierten dabei ihre Projektteile und berichteten über den Stand der interdisziplinären Erforschung der europäischen Frühgeschichte.

 

Programm:

Begrüßung:  

Sektionschefin Mag.a Barbara Weitgruber M.A. (Chicago), Wissenschaftliche Forschung und internationale Angelegenheiten, BMBWF

em. o. Univ.-Prof. Dr. Sigrid Jalkotzy-Deger, Ehem. Präsidentin der phil.-hist. Klasse, ÖAW

Dr. Lucas Zinner, Leiter des Forschungsservices der Universität Wien

Generaldirektor Univ.-Prof. Dr. Christian Köberl, Naturhistorisches Museum Wien


                   

 

Walter Pohl
(Wien)

Die Ziele des Projektes

Johannes Krause
(Jena)  

Die Bedeutung archäogenetischer Methoden für die Frühgeschichte

Tivadar Vida 
(Budapest) 

Die frühgeschichtliche Archäologie des Karpatenbeckens

Patrick J. Geary 
(Princeton) 

Problems of historical interpretation of scientific data

Falko Daim 
(Mainz/Wien) 

Probleme der historischen Interpretation archäologischer Funde

Margit Berner 
(NHM Wien) 

Der Beitrag der Anthropologie

Corina Knipper 
(Mannheim) 

Erkenntnismöglichkeiten der Isotopen- und 14C-Analyse

Krishna Veeramah  
(New York) 

Methods of Population Genetics

Adam Izdebski 
(Jena) 

The state of paleoclimate research on Eastern Central Europe

 

Dienstag, 18.02.2020
16:00-18:00 Uhr

Sky Lounge der Universität Wien
Oskar-Morgenstern-Platz 1
1090 Wien

Programm

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