Anne MacDonald, 2015
In Clear Words: The Prasannapadā, Chapter One. (BKGA 86.) Wien: VÖAW, 2015 (download [open access] or order online). (367+584 S.)
(Vol.I: Introduction, Manuscript Description, Sanskrit Text. Vol.II: Annotated Translation, Tibetan Text.)

Die Prasannapadā ist eines der wichtigsten Werke Candrakīrtis (6./7. Jh.). Unter den insgesamt 27 Kapiteln, die Nāgārjunas Mūlamadhyamakakārikā kommentieren, ist das erste das ausführlichste und hat die spätere Entwicklung der Madhyamaka-Schule stark beeinflusst. In diesem Kapitel erläutert Candrakīrti Nāgārjunas Widerlegung der realen Existenz von Ursachen bzw. Bedingungen und verteidigt seine eigenen Positionen zu wichtigen ontologischen und epistemologischen Themen gegenüber den Positionen anderer Gelehrter. Bei diesen Gegnern handelt es sich insbesondere um bedeutende buddhistische Gelehrte wie den Mādhyamika Bhāviveka und den Gründer der logisch-epistemologischen Schule, Dignāga, sowie um nicht-buddhistische Gegner wie die Naiyāyikas. Candrakīrtis ausführliche Verteidigung des früheren Mūlamadhyamakakārikā-Kommentators Buddhapālita gegen Bhāvivekas Kritik wurde unter tibetischen Exegeten heftig diskutiert und wird oft als Ausgangspunkt für die Teilung der Madhyamaka-Schule in zwei Strömungen bestimmt und als Schlüsselstelle für das Verständnis der Unterscheidung zwischen Prāsaṅgika und Svātantrika betrachtet.

Verlässlich editierte Sanskrit-Texte sind von größter Bedeutung für das richtige Verständnis der philosophischen Ansichten, die in Candrakīrtis Werken dargestellt werden. In dem Jahrhundert, das seit der Veröffentlichung von Louis de La Vallée Poussins Edition der Prasannapadā vergangen ist, wurden zahlreiche alte Sanskrit-Manuskripte des Werkes entdeckt, die Anne MacDonald für diese neue Edition ausgewertet hat. Die begleitende, umfangreich annotierte Übersetzung ins Englische macht Candrakīrtis Argumente in all ihrer Komplexität und Brillianz zugänglich und verbessert unser Verständnis von grundlegenden Aspekten seiner Vision des Madhyamaka.