16.11.2017

Laudamus! Gotteslob und Herrscherhuldigung

Im Barockzeitalter erklang das Te Deum als Gotteslob oder Herrscherhuldigung zu hohen dynastischen und politischen Anlässen wie Krönungen, Hochzeiten, Taufen und Friedensschlüssen. Zwei Te Deum-Vertonungen des am Wiener Kaiserhof wirkenden Johann Joseph Fux (ca. 1660–1741) sind nun in der am Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) erarbeiteten Ausgabe Johann Joseph Fux – Werke erschienen.

Johann Joseph Fux, Te Deum K 271, Titelblatt, Ausschnitt (© ÖNB Wien, A-Wn Mus.Hs. 16.409)

Das fünfstimmige Te Deum K 271 ist der früheste belegte Beitrag von Fux zu dieser musikalischen Gattung. Es entstand während des Spanischen Erbfolgekriegs 1704 anlässlich einer Siegesfeier. Danach wurde es über einen langen Zeitraum hinweg zu dynastischen Anlässen am Wiener Kaiserhof wiederaufgeführt, so am 14. April 1716 zur Taufe von Erzherzog Leopold und am 12. Februar 1736 bei der Trauung von Erzherzogin Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen in der Wiener Augustinerkirche. Zudem zeugen Abschriften aus Prag und Brünn sowie eine schwedische Bearbeitung von der weiten Verbreitung dieses Werkes über die Grenzen der Residenzstadt Wien.

Für das ausschließlich in Prag überlieferte doppelchörige Te Deum L 35 sind keine Aufführungsdaten bekannt. Die Besetzung wurde offensichtlich auf Prager Verhältnisse angepasst, verweist in ihrer ursprünglichen Intention aber auf den Wiener Hof: Aufgrund erhaltener Archivalien kann eine Aufführung während des zweiten Osmanenkrieges im Jahr 1717 in Betracht gezogen werden. Damals erklang das Te Deum mit Glockenläuten und Kanonensalven vermutlich unter Fux’ Leitung im Wiener Stephansdom.

Die beiden feierlichen Kompositionen von Fux liegen nun – im Maria Theresien-Jahr und 300 Jahre nach den Siegesfeiern – erstmals in einer wissenschaftlichen Edition vor. Trotz unterschiedlicher Besetzungen und Längendimensionen haben die Werke signifikante Gemeinsamkeiten in der Quellenüberlieferung, in der Verortung im Kontext von Siegesfeiern sowie in ihrer musikalischen Struktur. Die historischen Hintergründe, die Rezeptionsgeschichte und die musikalische Faktur werden in der Bandeinleitung näher beleuchtet. Der Kritische Bericht enthält neben detaillierten Quellenbeschreibungen auch methodische Anmerkungen zur Übertragung sowie Hinweise zur Aufführungspraxis. Zusätzliche Materialien stehen online zur Verfügung

PUBLIKATION

Ramona Hocker und Robert Klugseder (Hg.), Johann Joseph Fux – Werke, Bd. A/IV/1: Te Deum-Vertonungen K 271 und L 35, Wien 2017 (Hollitzer Verlag)