SOUNDS & SIGHTS OF SCIENCE #36

Die folgende Hörprobe stammt aus einer Tonbandaufnahme vom 16. Februar 1966. Sie entstand in der westafrikanischen Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste). Paul Parin (1916–2009), Arzt, Psychoanalytiker, Antifaschist und mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller, sprach Anmerkungen zu einem tags zuvor im Dorf Bébou geführten Gespräch mit einem jungen Mann auf das Band.
 

TONAUFNAHME ABSPIELEN


Parin war gemeinsam mit Goldy Parin-Matthèy und Fritz Morgenthaler auf einer Feldforschung bei Angehörigen der matrilinear organisierten Gesellschaft der Agni. Auf der Datenbasis von sechs Forschungsreisen nach Westafrika (1955–1971) begründeten sie in Zürich die Ethnopsychoanalyse, eine Wissenschaft zur Erforschung des Fremden und Eigenen, indem sie die Psychoanalyse und die „mitfühlende Beobachtung“ der Ethnologie mit Selbsterforschung und Gesellschaftskritik methodisch verknüpften.

Zum einen hat die Tonaufnahme schon als „Stimmporträt“ einer herausragenden Persönlichkeit ihren besonderen Wert. Darüber hinaus lässt sie sich optimal in die Bestände des Phonogrammarchivs integrieren. Hier ist nicht zuletzt an die thematische Nähe zu Tonaufnahmen mit wissenschaftlichen Vorträgen von Anna Freud aus den 1970er Jahren zu denken.

Zum anderen ermöglicht die Analyse der Tonbänder aus dem Nachlass von Paul Parin spannende Einblicke in seine persönliche Arbeitsweise bei der Generierung von Wissen für die Entwicklung der Ethnopsychoanalyse.

Nach der international beachteten Studie über die Dogon in Mali (Die Weißen denken zuviel; 1963) erschienen 1971 unter dem Titel Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst. Psychoanalyse und Gesellschaft am Modell der Agni in Westafrika die Forschungsergebnisse aus Côte d’Ivoire als Buch.

Zu meinen kuratorischen Aufgaben zählen die Übernahme und Erschließung von Tonaufnahmen.

In diesem Fall führte eine langjährige Bekanntschaft mit Kollegen von der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) Wien zu einer Kooperation mit dem Verein „Studio und Archiv Paul Parin & Goldy Parin-Matthèy“, dessen Leiter Univ.-Prof. Johannes Reichmayr dem Phonogrammarchiv im April 2023 Tonbänder aus Parins Nachlass zur Bewahrung überantwortete.

Die im Phonogrammarchiv digitalisierten Tonbänder dienten ihm als Quellen für die kommentierte Herausgabe von Band 18 der Werkausgabe Paul Parin.