Auswirkungen von Waldbränden auf die vertikale atmosphärische Temperaturstruktur – Neue Einblicke mit Satellitendaten?

Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Andrea Steiner

Projektbearbeiter: Mag. Matthias Stocker

Laufzeit: November – Dezember 2020

Hintergrund

Waldbrände beeinflussen das Klimasystem, indem sie die Oberflächenalbedo verändern und Spurengase wie Kohlendioxid aber auch Aerosole freisetzen. Letztere haben durch Veränderung der Wolkeneigenschaften und der Atmosphärenchemie, direkten bzw. indirekten Einfluss auf die Strahlungsflüsse in der Atmosphäre. Ein Aspekt, der bisher wenig beachtet wurde, ist der Impakt von großen Waldbränden bis in die Stratosphäre hinauf. Dort werden die emittierten Aerosole global verteilt und verweilen Monate bis Jahre, wodurch sie das Klima kurzfristig beeinflussen können.

Starke Brände können auch tiefe Konvektion auslösen, welche im Extremfall zur Bildung von Pyrocumulonimbuswolken (PyroCb) führt und die Verbrennungsprodukte bis in die Stratosphäre befördert. Zudem konnte beobachtet werden, dass intensive Waldbrände, wie in Nordamerika 2017 oder Australien 2019/20, die regionale Stratosphärische Aerosol Optische Dicke (SAOD) sowie den regionalen Strahlungsantrieb und die stratosphärische Ozonkonzentration in einer Weise veränderten, wie dies zuvor nur von mittleren bis großen Vulkanausbrüchen bekannt war.

Modellstudien zeigen, dass in einem sich erwärmenden Klima, intensive Brände häufiger auftreten werden. Das lässt darauf schließen, dass Waldbrände ein zunehmend relevanter Aspekt für kurzfristige Klimaveränderungen werden. Derzeit bestehen aber noch große Unsicherheiten hinsichtlich der Auswirkungen von Waldbränden auf das Klima.

Bericht  (in Englisch)

Publikation: Stocker, M., Ladstädter, F. & Steiner, A.K. Observing the climate impact of large wildfires on stratospheric temperature. Sci Rep11, 22994 (2021). https://doi.org/10.1038/s41598-021-02335-7
 

Ziel

In diesem Projekt soll im speziellen der Einfluss von Waldbränden auf die thermische Struktur der Atmosphäre näher untersucht werden. Es soll demonstriert werden, welchen Beitrag neuartige Satellitenbeobachtungen mit hoher vertikaler Auflösung, wie jene aus der Radio-Okkultation (RO), leisten können, um die Unsicherheiten zu reduzieren. Die Ergebnisse dieser Studie bilden wiederum die Basis um Klimaauswirkungen extremer Waldbrände in der Troposphäre und speziell der unteren Stratosphäre (UTLS) weitergehend zu untersuchen.

Dieses Projekt soll im Rahmen einer Fallstudie, je nach Verfügbarkeit der Daten, ein großes Waldbrandereignis der letzten Jahre (z.B. Australien 2020/19, Nordamerika 2017) näher untersuchen. Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf den folgenden Punkten:

  • Bewertung der Anwendbarkeit von RO-Daten zur Ermittlung des Einflusses auf die vertikale Temperaturstruktur sowie auf die maximalen Einflusshöhe des Waldbrandereignisses.
  • Bestimmung der Auflösungsgrenzen von RO für die Beobachtung von Waldbränden und Interpretation ihres zukünftigen Potentials für die Beobachtung kleinerer Ereignisse.
  • Neue Erkenntnisse über die Veränderung der regionalen vertikalen atmosphärischen Temperaturstruktur nach großen Waldbränden.