Zwischen akademischer Karriere und politischem Rassismus: Die afrikanischen Interessen eines österreichischen Anthropologen (1938–1945)

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges gerieten zahlreiche „Kolonialsoldaten“ der französischen und britischen Armeen in die Gefangenschaft der Wehrmacht. Ihre Internierung eröffnete Forschenden eine Studienmöglichkeit, zu einer Zeit, in der aufgrund des Krieges Expeditionen nach Afrika nicht realisierbar waren. Fragmentarische Indizien weisen darauf hin, dass der österreichische Anthropologe Ämilian Kloiber (1910–1989) in den 1940er Jahren im Zusammenhang mit der „Lehr- und Forschungsstelle für den Vorderen Orient“ (LFVO) des „SS-Ahnenerbe“ anthropologisch-ethnologische Untersuchungen von Kriegsgefangenen mit afrikanischem Hintergrund in einem Zwangsarbeiter-Bergbaubetrieb in Sachsen geplant und an (Berliner und Hamburger) Lagererhebungen in Frankreich teilgenommen hat.

Das zentrale Ziel dieses Forschungsprojektes besteht nicht nur darin, diese bislang unbeachteten Leerstellen in Kloibers Lebenslauf aufzuarbeiten, sondern auch Verbindungen zu wissenschaftlichen Institutionen und behördlichen Dienststellen zu erfassen, die mit ähnlichen Forschungsaktivitäten befasst waren (oder daran Interesse zeigten). Auf diese Weise soll die Studie in einen umfassenderen Forschungskontext eingebettet werden.


Projektleitung:
Lisa M. Gottschall

Kooperationen:

  • Dr. Laurent Dedryvère (Université Paris Cité)

  • Univ.-Prof. Dr. Anna Maria Echterhölter, M.A. (Universität Wien)

  • PD Dr. Britta Lange (Humboldt-Universität zu Berlin)

  • Dr. Holger Stoecker (Georg-August-Universität Göttingen)

  • Dr. Céline Trautmann-Waller (École Pratique des Hautes Études – PSL)

Projektlaufzeit:
02/2024–01/2028

Finanzierung:
ÖAW APART-GSK