Unterhaltsam und einfach verständlich boten Wissenschafter/innen des Instituts für Mittelalterforschung (IMAFO) bei der Langen Nacht der Forschung 2018 einen Einblick in ihre Themengebiete.

Das vermeintlich „dunkle Mittelalter“ ist am 13. April eine Spur heller geworden. Zumindest für die Besucher/innen der IMAFO-Station am Heldenplatz. Spielerisch und mit einem interaktiven Zugang vermittelten Wissenschafter/innen der Abteilungen für Byzanzforschung, Editionsunternehmen und Quellenforschung, Historische Identitätsforschung sowie Schrift- und Buchwesen Themen, welche die Gesellschaft des Mittelalters in Ost und West prägten: Sozialer Status und Repräsentation oder die Vermittlung von Wissen waren auch damals von Bedeutung.

Dabei wurde auch ein besonderes Augenmerk auf die Grundlagenforschung gelegt, und gerade die Begegnung mit der Schriftlichkeit des Mittelalters und den Quellen zog die größte Aufmerksamkeit unter den zukünftigen Forscher/innen an sich. Besucher/innen konnten ihr eigenes Wappen verliehen bekommen, sich mit Federkiel auf Pergament als Schreiber/innen versuchen, Einblick in Identifikationsfiguren der türkischen Geschichte nehmen und sich mit Aspekten der byzantinischen Kultur und ihrer Ausstrahlung in den Westen im Rahmen der parallelen Ausstellung „Byzanz und der Westen“ auf der Schallaburg vertraut machen.

Mittelalterliches Skriptorium

Vor allem Kinder nahmen das Angebot in Anspruch, nach mittelalterlichen Alphabet-Vorlagen mit einer zugeschnittenen Gänsefeder auf echtem Pergament zu schreiben. Material und Technik der damaligen Buchproduktion wurden so zum Erlebnis für die jungen Besucher/innen, die Geduld und Ausdauer beim Schreiben bewiesen.

Ein eigenes Wappen mit Siegel

Wer einen Einblick in die Struktur der mittelalterlichen Gesellschaft nehmen wollte, konnte sich einen Wappenbrief ausstellen lassen, das Wappen gemäß den Ausführungen auf der Urkunde gestalten und schließlich mit Wachs besiegeln lassen. Dabei erfuhren die Besucher/innen rechtliche und soziale Aspekte der Zeit, denn Wappen dienten dem Wappenführer zur Repräsentation und machten die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht sichtbar.

Wien, von Byzanz geprägt

Wer meinte, Byzanz sei ein fernes, „exotisches“ Reich, konnte einen Eindruck bekommen, wie stark sogar Wien, das durch die Heiratspolitik der Babenberger als Windopolis in die Urkunden einging, griechisch-byzantinisch beeinflusst ist. Die byzantinische Kultur und ihr Einfluss wurden im Dialog und durch Ausmalblätter für Kinder kommuniziert. Die Schallaburg vertiefte diesen Eindruck durch halbstündige Verlosungen von Katalogen und Eintrittskarten zur aktuellen Byzanz-Ausstellung.

Historische Identitätsforschung

Im Bereich der Abteilung Historische Identitätsforschung entwickelten sich angeregte Gespräche über Wandel und Einflüsse, denen die Geschichtsschreibung unterlegen ist, über Identität eines Einzelnen und Identität von Gruppen sowie über Ethnizität und Identität, sowohl am Beispiel der Türkei als auch anderer zentralasiatischer und europäischer Staaten.

Dass das Interesse an der heimischen Wissenschaft groß ist, zeigt der neue Rekord von österreichweit 228.000 Besucher/innen bei der Langen Nacht der Forschung (Quelle: www.langenachtderforschung.at). Das ist auch ein Zeichen dafür, dass der Dialog der Wissenschaft mit der Gesellschaft von Bedeutung ist.

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