Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Rekonstruktion der religiösen, kulturellen und politischen Geschichte des Kathmandu-Tals im frühen Mittelalter. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Analyse des historisch bedeutsamen Korpus von Sanskrit-Steininschriften des Kathmandu-Tals aus dem fünften bis achten Jahrhundert n. Chr., der sogenannten „Licchavi-Periode“. Trotz ihrer Wichtigkeit für die Geschichte des frühmittelalterlichen Nepal wurden diese Inschriften vor den Forschungstätigkeiten der Projektleiterin und den mit ihr zusammenarbeitenden Wissenschaftler/innen nie systematisch dokumentiert. Bei historischen Rekonstruktionen dieser Zeit wurden bisher meist nur die Texte einzelner Inschriften mit rein philologischen Methoden untersucht, ohne dabei den Kontext ihres Aufstellungsortes mitzuberücksichtigen. Über den rein textlichen Ansatz hinausgehend zielt dieses Projekt darauf ab, administrative, politische und religiöse Netzwerke zu kartieren, die auf die Macht der Minister und Lehnsherren, die Beziehungen zwischen dem Zentrum – dem Sitz des Königs – und den äußeren Dörfern entlang der Handelswege sowie auf die Rolle der hinduistischen und buddhistischen religiösen Netzwerke bei der Legitimation von Macht hinweisen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse mit Erkenntnissen aus relevanten Originalquellen – darunter shivaitische, vishnuitische und tantrische Werke, die in Palmblattmanuskripten im Kathmandu-Tal erhalten geblieben sind – sowie mit größeren religio-politischen und kulturellen Entwicklungen in Südasien insgesamt verknüpft und kontextualisiert.
 
Das Projekt wird erstmals den Großteil des Korpus der frühen nepalesischen Inschriften einschließlich der Dokumentation ihrer materiellen Aspekte in einer Online-Datenbank zur Verfügung stellen, begleitet von englischen Übersetzungen sowie philologischen und historischen Kommentaren und einem Glossar.

Projektdaten


  • Leitung: Nina Mirnig
  • Fach: Indologie
  • Laufzeit: 2019–2023
  • Finanzierung: FWF, V 755 Richter-Programm