12.12.2013

Google und Co.

Suchmaschinen-Konferenz in Amsterdam: Zu Überwachung, Machtverteilung und SchülerInnenbildung

Astrid Mager bei ihrem Vortrag auf der Konferenz "Society of the Query" in Amsterdam (Foto: Martin Risseeuw)

Google war jüngst im Zusammenhang mit der NSA-Affäre, davor bereits öfter wegen seinen nicht sehr datenschutzfreundlichen Nutzungsbedingungen in den Schlagzeilen. Große Suchmaschinen werden häufig als „Eindringlinge“ in unsere Privatsphäre dargestellt – und sind es oft auch. Das Problem sind aber nicht allein die Suchmaschinenbetreiber, sondern auch Software-DesignerInnen, Webseiten-AnbieterInnen, gesetzliche Grundlagen, politische Entscheidungen und – letztendlich auch – NutzerInnen, meint ITA-Expertin Astrid Mager.

Society of the Query

Mager hat von 7. bis 8. November in Amsterdam an der Konferenz „Society of the Query“ teilgenommen. In Ihrem Vortrag „Is small really beautiful? Big search and its alternatives” ging sie auf die Wechselwirkung zwischen Internet-NutzerInnen und Suchmaschinenanbietern ein: „Wir werfen großen Anbietern wie Google oft ihre kapitalistischen Absichten vor. Gleichzeitig stabilisieren wir deren Machtposition und Geschäftsmodell aber mit unseren eigenen Nutzungspraktiken.“ Ohne den Zugriff der Internet-NutzerInnen würde Google’s Quasi-Monopol und zielgruppenspezifische Werbung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, so Mager.

Alternative Suchmaschinen

Was aber sind die Alternativen? Da gibt es laut Mager bisher nur spärliche, denn: Auch kleine, scheinbar unabhängige Anbieter wie etwa DuckDuckGo, ein Suchprojekt, das sich auf anonyme Suche und Datenschutz spezialisiert hat, oder die „grüne“ Suchmaschine Ecosia sind nicht das, was sie vorgeben: „DuckDuckGo ist wegen eines sehr kleinen Indexes von anderen Suchmaschinen wie Yahoo und Bing abhängig. Viele Ergebnisse kommen, ohne dass wir es wissen, von dort. Darüber hinaus platzieren Suchmaschinen wie Ecosia oftmals auch bezahlte Anzeigen von großen Suchmaschinenfirmen, d.h. sie profitieren von deren Geschäftsmodellen, unterstützen diese aber auch gleichzeitig. Das sind aber nur zwei Beispiele von vielen“, so Mager.

Amsterdam Hotspot für Suchmaschinen ExpertInnen

Mit dabei in Amsterdam war auch der Autor des Buchs „The Googlization of Everything“, Siva Vaidhyanathan. Er sprach in seinem Vortrag u.a. über die in den USA gängigen Methoden zur Überwachung digitaler Kommunikation und die enge Beziehung zwischen staatlicher und privatwirtschaftlicher Kontrolle privater Daten.

Payal Arora, Juniorprofessorin für Medien und Kommunikation an der Erasmus University Rotterdam, berichtete über ein Schulprojekt zu Google-Images: Indische Jugendliche mussten Google Image Search konsultieren, um sich über westliche Kunst zu informieren: „Bei der Eingabe ‚Western Art‘ bekommt man etwa Bilder von Cowboys. Ein Bild eines chinesischen Künstlers wird aber ebenso als „Westernbild“ markiert. Ein anderes interessantes Beispiel: Mona Lisa wird angezeigt, Picasso aber nicht.“ Welchen Einfluss üben solche Ergebnisse auf das Kunstverständnis von Jugendlichen in ländlichen Regionen aus? „Wir kommen zu dem Schluss, dass digitales Lernen zwar kreativ sein kann, aber nicht immer korrekt“, so Arora.


12.12.2013

Von: Denise Riedlinger

 

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